Ein Italiener wird zum "Franzosen"

Italienische Wissenschafter haben im Fachjournal "Cortex" einen reichlich kuriosen Fall von Identitätsverwirrung dokumentiert: Ein 50-jähriger Italiener – in der Studie wird er als "JC" geführt – wurde nach einer Gehirnschädigung über Nacht gleichsam zum "Franzosen" – oder zumindest zu einer überzeichneten Karikatur eines solchen. Andere Symptome konnten abgesehen von leichten Gedächtnisstörungen nicht festgestellt werden. Vor seiner Erkrankung sprach er allenfalls mäßiges Schulfranzösisch, danach bediente er sich plötzlich ausschließlich der französischen Sprache, und diese sprach er schnell und mit überzogener Intonation und Gestik.

Aber damit nicht genug: Nach Angaben der Wissenschafter vom Somma Lombardo Hospital in Varese und der University of Edinburgh kauft JC nur mehr französische Produkte, sieht französische Filme und kocht französische Küche. Jeden Morgen ruft er der Nachbarschaft ein herzliches "Bonjour!" vom Fenster aus zu, bietet der Bekanntschaft Französischkurse an und bäckt – zum Leidwesen seiner Frau – Unmengen an französischem Brot. Italienisch mag JC nur auf Druck der Ärzte sprechen. Dass er es immer noch einwandfrei beherrscht, zeigt die Tatsache, dass er für die schriftliche Kommunikation weiterhin auf die italienische Sprache zurückgreift. Bisher waren der Wissenschaft vergleichbare Fälle nur als kuriose Anekdoten bekannt, die von Experten als unglaubwürdig angezweifelt wurden.

Foto: Reurers/red

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Die Milchstraße ist kein Leichtgewicht

Die Masse unserer Heimatgalaxie zu bestimmen ist eine knifflige Angelegenheit. Die Position der Sonne ein Stück nördlich der Mittelebene der galaktischen Scheibe innerhalb des Orion-Arms erlaubt es unseren Teleskopen, nur einen Bruchteil der Sterne der Milchstraße zu erfassen. Außerdem besteht eine Galaxie nicht nur aus Sternen. Neben Exoplaneten, Gas- und Staubansammlungen und anderen Objekten nimmt vor allem Dunkle Materie einen buchstäblichen gewichtigen Anteil ein. Nun ist es Gwendolyn Eadie und ihren Mitarbeitern von der McMaster University in Hamilton, Kanada, gelungen, anhand der Position und Geschwindigkeit von Kugelsternhaufen die Milchstraße gleichsam zu "wiegen": Rund 700 Milliarden Sonnenmassen dürfte die Masse unserer galaktische Heimat demnach ausmachen.

Foto: REUTERS/Amr Abdallah Dalsh

Die genetischen Wurzeln der Phönizier

Die Phönizier galten als fähige Seefahrer und versierte Händler. Im ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung errichteten sie zahlreiche Stadtstaaten, zunächst auf dem Gebiet des heutigen Libanon und Syrien, später im gesamten Mittelmeerraum. Die mächtigste und bekannteste unter ihnen war Karthago, das sich im dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung auch mit den Römern anlegte – was ihr letztlich die Zerstörung einbrachte. Den Ursprung der Phönizier verortete Herodot im Bereich des Persischen Golfes. Heute vermutet man, dass das phönizische Volk ethnisch offenbar durchaus eine bunte Mischung war. Genetische Analysen der Überreste eines Mannes, der vor rund 2.500 Jahren in Karthago lebte, bestätigten dies nun und zeigten, dass offenbar auch Europäer zu den Ahnen der Phönizier zählten. Forscher um Elizabeth Matisoo-Smith von der University of Otago in Neuseeland fanden in der mitochondrialen DNA des Mannes (im Bild eine Rekonstruktion des "Jungen Mannes von Byrsa" auf Basis des Schädels) ein heute sehr seltenes Genmuster, das auf steinzeitliche Jäger und Sammler auf der Iberischen Halbinsel zurückgehen könnte. Mit dem Erbgut heutiger Libanesen, die als Nachfahren der Phönizier gelten, gab es dagegen kaum Übereinstimmungen.

Foto: University of Otago

Duft sorgt für Nachkommen

Der Duft einer Blüte ist von entscheidender Bedeutung für den Fortpflanzungserfolg einer Pflanze. Forscher um Danny Kessler und Felipe Yon vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena konnten dies nun am Beispiel des Tabaks nachweisen. Tabakschwärmer, eine Nachfalterart, gelten als die wichtigsten Bestäuber des Kojotentabaks Nicotiana attenuata. Die Schmetterlinge nehmen den Duft der Pflanze beim direkten Blütenkontakt mit ihrem Saugrüssel wahr, auf dem die Forscher nun die dafür erforderlichen Riechzellen nachgewiesen haben. Wie sich im Experiment zeigte, verweilen die Falter nur an duftenden Blüten lange genug, um Nektar zu trinken und mit ausreichend Pollen am Saugrüssel eine andere, ebenfalls duftende Pflanze erfolgreich zu bestäuben.

Foto: Anna Schroll

Video: Falcon9-Rakete kehrt aus dem All zurück

SpaceX hat es erneut geschafft: Am 27. Mai ist es dem Raumfahrtunternehmen von Elon Musk zum dritten Mal in Folge gelungen, mit einer Falcon 9-Rakete einen Satelliten ins All zu bringen, um im Anschluss auf der Landeplattform "Of Course I Still Love You" vor der US-Ostküste sicher zu landen. In den vergangenen Tagen hat SpaceX ein Video der spektakulären Landung veröffentlicht. Die Zeitrafferaufnahmen zeigen, wie die Rakete nach dem Freigeben ihrer Nutzlast, eines Thaicom-8-Satelliten, aus der oberen Atmosphäre rasant Richtung Erde fällt, um im letzten Moment den Sturz mit den Raketentriebwerken abzufangen und sanft aufzusetzen. SpaceX will mit den wiederverwertbaren Raketen die Kosten der kommerziellen Raumfahrt nach eigenen Angaben dramatisch reduzieren. Nach anfänglichen Misserfolgen gelang dem Unternehmen beim fünften Versuch am 22. Dezember 2015 die erste Landung auf festem Grund. Beim achten Versuch am 8. April dieses Jahres konnte eine Falcon 9 erstmals auf einer im Meer verankerten Landeplattform aufsetzen. Am 6. Mai hat SpaceX diesen Erfolg wiederholt.

SpaceX

Gigantische Meereskreatur von biblischem Alter

Als diese Kreatur vor einigen Monaten erstmals vor der Kamera eines ferngesteuerten Unterwasserroboters auftauchte, kamen Meeresbiologen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: Der auf dem Grund des Ozeans vor den Nordwestlichen Hawaii-Inseln in über 2.000 Metern Tiefe lebende Organismus entzog sich zunächst einer genauen Klassifizierung. Später stellte sich heraus, dass es sich um einen Meeresschwamm aus der Rossellidae-Familie handeln muss – und zwar um einen mit Rekorddimensionen: Mit einer Länge von 3,5 Metern, einer Höhe von 2 Metern und einer Breite von 1,5 Metern hat der Schwamm die Ausmaße eines Minivans. Damit ist er nach heutigem Kenntnisstand der größte bekannte Schwamm der Erde.

Entdeckt haben den Giganten Daniel Wagner und seine Kollegen von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) im vergangenen August im Papahānaumokuākea Marine National Monument, dem zweitgrößten Meeresschutzgebiet der Welt (Video). Nun haben die Forscher ihre Erkenntnisse im Fachjournal "Marine Biodiversity" publiziert. Spektakulär sind aber nicht allein seine Ausmaße. Die Wissenschafter vermuten, dass der Schwamm zu den ältesten tierischen Organismen der Erde zählt und womöglich mehrere Tausend Jahre alt sein könnte.

Foto: NOAA

Baumfällungen in einem uralten Wald

Einem der letzten ausgedehnten Urwälder Europas geht es an den Kragen: Ungeachtet des Widerstands von Umweltschützern und Wissenschaftern hat Polen nach Angaben von Greenpeace mit Baumfällungen im Białowieża-Urwald an der polnisch-weißrussischen Grenze begonnen. Ende Mai sollen die ersten Bäume gefällt worden sein. Das polnische Umweltministerium rechtfertigt den Eingriff in dem 150.000 Hektar großen Unesco-Naturerbe mit dem Kampf gegen eine drohende Verbreitung eines schädlichen Borkenkäfers und spricht von Maßnahmen zum "Schutz" des riesigen Waldes, der Lebensraum für rund 20.000 Tierarten ist, darunter hunderten Bisons. Auch Europas größte Bäume, die 50 Meter hoch sind, stehen in Białowieża. Umweltschützer kritisieren die Fällungen als unsinnig und als mögliche Verletzung von EU-Recht. Nach den von der Regierung genehmigten Plänen sollen im dem Wald im Zeitraum von zehn Jahren mehr als 180.000 Kubikmeter Holz geschlagen werden. Das sind deutlich mehr als die bisher geplanten 40.000 Kubikmeter. Während der weißrussische Teil komplett als Nationalpark unter Schutz steht, ist auf polnischer Seite nur ein Teil Schutzgebiet.

Foto: APA/AFP/LUDMILA MITREGA

Kepler-62f könnte lebensfreundlich sein

Die Liste potenziell lebensfreundlicher Exoplaneten ist um ein Mitglied reicher und umfasst inzwischen sieben bestätigte Welten: Astronomen um Aomawa Shields von der University of California in Los Angeles haben die 2013 entdeckte Supererde Kepler-62f in rund 1.200 Lichtjahren Entfernung genauer unter die Lupe genommen und dabei vielversprechende Eigenschaften beobachtet. Kepler-62f ist annähernd 40 Prozent größer als die Erde, wodurch es sehr wahrscheinlich ist, dass der Exoplanet eine felsige Welt ist. Der Abstand zu seinem Muttergestirn, einem etwas kleineren und kühleren Stern als die Sonne, platziert Kepler-62f in der habitablen Zone, wo Wasser theoretisch flüssig wäre. Die Forscher simulierten mehrere mögliche Atmosphären und Umlaufbahnen und fanden dabei heraus, dass der Exoplanet bei einer ganzen Reihe atmosphärischer bzw. orbitaler Szenarien lebensfreundliche Bedingungen bereitstellen würde.

Illu.: NASA Ames/JPL-Caltech/T. Pyle

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Auch bei Schwertwalen beeinflusst Kultur die Evolution

Dass die kulturelle Entwicklung des Menschen auch seine Evolution beeinflusst hat, gilt unter Wissenschaftern mittlerweile als erwiesen. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Laktosetoleranz, die vor rund 8.000 Jahren unter Milchwirtschaftsbauern entstand und es fortan zumindest einigen menschlichen Populationen ermöglichte, Milchzucker über das Säuglingsalter hinaus zu verdauen. Nun liegen erstmals Beweise vor, dass auch in der Tierwelt Kultur die Evolution entscheidend mitgestalten kann. Zumindest trifft dies bei Schwertwalen (Orcinus orca) zu, wie Andrew Foote von der Universität Bern und seine Kollegen herausgefunden haben.

Je nach Lebensraum haben sich Orcas auf unterschiedliche Nahrungsquellen spezialisiert und dafür entsprechende Jagdtechniken entwickelt: Einige Populationen stellen Fischen nach, andere jagen fast ausschließlich andere Meerssäuger wie Robben. Innerhalb dieser Ökotypen werden die jeweils nötigen Jagdfähigkeiten an die Nachfolgegeneration weiter gegeben, was durchaus auch als Kultur bezeichnet werden kann. Die Forscher rund um Foote haben nun das Erbgut von 50 Orcas aus fünf Populationen mit verschiedenen Jagdstrategien untersucht und dabei signifikante Unterschiede festgestellt. Es zeigte sich, dass sich die jeweilige Lebensweise in der DNA der untersuchten Tiere widerspiegel. Viele dieser Differenzen betrafen beispielsweise Gene, die mit der Verdauung von unterschiedlichen Beutearten in Zusammenhang stehen.

Foto: AP Photo/Elaine Thompson

Die älteste schriftliche Erwähnung Londons

Sie mögen auf den ersten Blick wie unscheinbare Holzbrettchen aussehen – und doch sprechen britische Wissenschafter von ihnen als einmalige archäologische Sensation: Mitten in Londons Finanzviertel fanden Arbeiter im Erdreich einer Baustelle rund vierhundert Tafeln mit den bislang ältesten handschriftlichen Aufzeichnungen der britischen Inseln. 87 der fast 2.000 Jahre alten Dokumente konnten mittlerweile entziffert werden. Eines davon, es stammt aus der Zeit zwischen 65 und 80 unserer Zeitrechnung, sorgte gleich für die nächste Aufregung unter den Forschern: Die Tafel enthält die Wendung "in London nach Mogontius". Die Archäologen um Sophie Jackson vom Museum of London Archaeology halten sie damit für die früheste schriftliche Erwähnung der britischen Hauptstadt, die von den Römern Londinium getauft worden war. Die Dokumente enthalten hauptsächlich wirtschaftliche und juristische Aufzeichnungen, darunter etwa Bestellungen von Nahrungsmitteln. Die älteste Tafel trägt das Datum 8. Jänner 57 und stellt einen Schuldschein dar. Der Fund belegt nach Ansicht der Wissenschafter, dass der Handel in London bereits kurz nach der Gründung der Stadt im Jahr 43 florierte.

Foto: APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS

Eisen hält den Dynamo im Erdkern am Laufen

Das Erdmagnetfeld – Generator jenes Schutzschildes, der uns vor dem gefährlichen Teilchenschauer aus dem All schützt – speist sich aus der Konvektion im äußeren Erdkern, die das flüssige, elektrisch leitfähige und eisenreiche Material dort umwälzt wie kochendes Wasser in einem Topf. Kombiniert mit der Erdrotation entsteht ein Dynamoeffekt, aus dem wiederum das Magnetfeld der Erde resultiert. Seine Existenz ist einer der Faktoren, die unseren Planeten bewohnbar machen. Die Stärke der Konvektion im äußeren Erdkern hängt vom Wärmetransfer aus dem Kern in den Erdmantel ab sowie von der Wärmeleitfähigkeit des Eisens im äußeren Erdkern.

Je mehr Wärme im äußeren Erdkern über direkte Wärmeleitung transportiert wird, desto weniger Energie steht zur Verfügung, um die Konvektion – und damit den Geodynamo – am Laufen zu halten. Ein internationales Physikerteam um Zuzana Konôpková vom deutschen Elektronen-Synchrotron DESY konnte nun anhand von Experimenten nachweisen, dass das Erdmagnetfeld im Widerspruch zu bisherigen Simulationen seit mindestens 3,4 Milliarden Jahren existiert – und zwar unter anderem auch dank der niedrigen Wärmeleitfähigkeit von Eisen im Kern unseres Planeten. Die Messergebnisse könnten eine kürzlich aufgeflammte Debatte über das sogenannte Geodynamo-Paradoxon beenden.

Illu.: DESY

Bakterien unterstützen Korallen während der gefährlichen Bleiche

Warmwasser-Korallen sind Nesseltiere, die nur einen sehr engen Temperaturbereich von etwa 23 bis 30 Grad Celsius tolerieren. Übersteigt die Wassertemperatur diesen Wohlfühlbereich, kann es zur gefürchteten Korallenbleiche kommen. In diesem Prozess verlieren die Korallen einen Großteil ihrer Färbung, da die Mikro-Algen, mit denen sie eine enge Symbiosebeziehung bilden, die Tiere verlassen. Während der Bleiche sind die Korallen nicht tot, befinden sich aber in einem Stadium großer Schwäche, da ihnen die Algen fehlen, die die Koralle mit Energie und wichtigen Nährstoffen versorgen. Daher kommt es während einer Bleiche oft zum Absterben der Korallen, insbesondere wenn eine Bleiche lange andauert. Fallen die Wassertemperaturen dagegen wieder, können Korallen die Algen wiederaufnehmen und sich erholen.

Ein internationales Forscherteam um Christian Wild von der Universität Bremen fand nun bei Untersuchungen im Roten Meer heraus, dass Vertreter einer bestimmten Gruppe von Bakterien, die Stickstoff fixieren, ihrer Wirtskoralle gerade während der Korallenbleiche entscheidend helfen können, eine Bleiche zu überleben. Die Mikroorganismen sind offensichtlich in der Lage, die Koralle mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen, die durch den Abbruch der Symbiose mit den Mikroalgen fehlen.

Foto: Ulisse Cardini

Tornado-Saison

Der US-Bundesstaat Oklahoma nördlich von Texas liegt mitten in der berüchtigten Tornado Alley. Die Region im mittleren Westen ist gefürchtet wegen ihrer besonders häufig auftretenden heftigen Wirbelstürme. Während der "Tornado-Saison" – in diesem Teil der USA dauert sie von Februar bis Juni – ist mit häufigen Twistern zu rechnen. Vor kurzem hat in Oklahoma gleich eine ganze Serie von Tornados für umfassende Zerstörung gesorgt. Dass dabei nur zwei Menschen ums Leben gekommen sind, grenzt beinahe an ein Wunder. Tornadojägern gelang dabei südlich der Gemeinde Wynnewood spektakuläre Aufnahmen wie die obere (Video). Zeugen berichteten von "Hagelkörnern so groß wie Grapefruits". Gebäude wurden abgedeckt und sogar ein leerer Bus soll wie Spielzeug durch die Luft gewirbelt worden sein. Er landete schließlich in einem Baum.

Foto: APA/AFP/JOSH EDELSON

Kosmischer Beobachtungsrekord zertrümmert

Ein internationales Forscherteam hat die Grenzen der Radioastronomie neu gezogen: Mit Hilfe des Very Large Array des National Radio Astronomy Observatory in New Mexiko, USA, konnten Astronomen um Ximena Fernández von der State University of New Jersey ein schwaches Wasserstoff-Signal aus einer Galaxie einfangen, die rund fünf Milliarden Lichtjahre entfernt liegt. Damit überboten die Forscher den bisherigen Distanzrekord um mehr als das Doppelte. Die empfangenen Daten verrieten den Wissenschaftern, dass die beobachtete Galaxie wahrscheinlich mehrere Milliarden junge, massereiche Sterne enthält, die von großen Wasserstoffwolken umgeben sind.

Illu.: ICRAR/Peter Ryan

Münzen machen Quellen bunt

Die heißen Quellen des Yellowstone Nationalpark sind berühmt für ihr schillerndes Farbenspiel – doch wer glaubt, dass dieser bunte Zauber ausschließlich natürlichen Ursprungs ist, der irrt. Wäre der Nationalpark von Menschen unbehelligt, dann würden hitzebeständige Bakterien den Quellen vor allem Blautönen verleihen. Doch eine mittlerweile nicht unbeträchtliche Menge an Müll und Glücksmünzen, die Millionen Touristen Jahr für Jahr in die Pools werfen, verstopften einige Heißwasserzuflüsse, was die Temperatur der Quellen absinken ließ und die bakterielle Zusammensetzung veränderte. Dadurch sorgen heute vor allem Cyanobakterien für Gelb-, Orange- und Grüntöne. Das ganze ist aber auch ganz nett anzusehen.

Foto: APA/AFP/MARK RALSTON

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Plutos Herz ist eine kosmische Lavalampe

Die weitläufige eisige Ebene Sputnik Planum, also das berühmte "Herz" von Pluto, spielt eine zentrale Rolle bei der Geologie des Zwergplaneten. Astronomen konnten aus Aufnahmen der New-Horizons-Sonde schließen, dass sie aus zahlreichen unterschiedlichen exotischen Eisarten besteht, dominierend ist allerdings Stickstoffeis, das die Region in Form von unregelmäßigen Polygonen bedeckt. Nun ist es Astronomen erstmals gelungen zu erklären, wie es zu diesen ungewöhnlichen Oberflächenstrukturen gekommen ist: William B. McKinnon von der Washington University in St. Louis und Mitglied des New-Horizons-Teams hat gemeinsam mit Kollegen herausgefunden, dass langsame thermale Konvektionsströmungen im Inneren von Pluto – vergleichbar mit einer Lavalampe – die 16 bis 48 Kilometer großen "Zellen" geformt haben.

Foto: NASA / Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory

Spinnenmännchen suchen sich aus, von wem sie gefressen werden

Idealerweise geht es bei der geschlechtlichen Fortpflanzung darum, Nachkommen zu produzieren, die optimale Chancen für ihr künftiges Fortkommen mitbringen. Nachdem in den meisten Fällen zu befruchtende Eier gegenüber den Spermien in der Unterzahl sind, obliegt es den Weibchen, einen fitten Partner zu erwählen. Im Gegenzug führen die Männchen vieler Arten ein promiskuitives Leben und versuchen, so viele Weibchen wie möglich zu befruchten – es sei denn, die Weibchen fressen ihre Männchen nach dem Geschlechtsakt, so wie es bei zahlreichen Spinnenarten zu beobachten ist.

In diesem Fall, muss es sich das Männchen ganz genau überlegen, wem es seine Spermien schenkt, denn es könnte seine einzige Chance sein. Der Biologe Eric Yip von der Ben-Gurion University des Negev in Israel und seine Kollegen haben nun entdeckt, dass es in solchen Fällen die Männchen sind, die die Partnerwahl treffen. Anhand der im Mittelmeerraum verbreiteten Opuntienspinne (Cyrtophora citricola) konnten die Forscher beobachten, dass bei Arten, die sexuellen Kannibalismus praktizieren (rund 80 Prozent der Männchen dieser Spezies werden nach der Paarung vom Weibchen verspeist), tatsächlich die Männchen bedeutend wählerischer sind, wenn es um die Mutter ihrer künftigen Nachkommen geht (Video): In der Mehrzahl der Fälle entschieden sich die Spinnenmännchen für ausnehmend gut genährte Spinnenweibchen als – wahrscheinlich erste und letzte – Fortpflanzungspartnerinnen.

Foto: Olaf Leillinger/CC BY-SA 2.5

Gigantisches Himmelsauge

Es ist das größte bodengebundene optische Teleskop der Erde und wird Astronomen Entdeckungen ermöglichen, die wir uns heute vermutlich noch gar nicht vorstellen können: In der vergangenen Woche unterzeichnete die Europäische Südsternwarte ESO mit dem ACe-Konsortium bestehend aus Astaldi, Cimolai und dem nominierten Zulieferer EIE Group den Vertrag für die Konstruktion von Kuppel und Teleskopstruktur des European Extremely Large Telescope (E-ELT). Das E-ELT mit seinem Hauptspiegeldurchmesser von 39 Metern, bestehend aus 798 sechseckigen Spiegelelementen, wird auf dem Cerro Armazones in der chilenischen Atacamawüste errichtet.

Der Bau der Zufahrtsstraße und die Einebnung des Gipfels wurden bereits abgeschlossen. Die Arbeiten vor Ort an der fast 80 Meter hohen Kuppel sollen 2017 beginnen. Die Lichtsammelfläche des E-ELT wird größer sein als die aller bereits existierenden optischen Forschungsteleskope zusammen und sein System adaptiver Optik wird Bilder liefern, die etwa 15 Mal schärfer sind als die des Hubble-Weltraumteleskops von NASA/ESA bei gleicher Wellenlänge. Klappt alles nach Plan, dann soll das riesige Auge ins ferne All im Jahr 2024 in Betrieb gehen. Eine der Hauptaufgaben des E-ELT wird es sein, Exoplaneten ins Visier zu nehmen – und vielleicht auch Welten aufzuspüren, die unserer Erde gleichen.

Illu.: ESO/L. Calçada/ACe Consortium

Zoowelt

Der Stuttgarter Zoo Wilhelma setzt bei der Partnervermittlung für seine Orang-Utans nun auf Video-Dating: Den beiden Affendamen Sinta und Conny wurden bereits Filme von möglichen Kandidaten gezeigt. Damit sollte getestet werden, ob sich das vorgesehene Paar auch sympathisch ist – und die Zeichen stehen gut: "Sinta und Conny zeigten sich interessiert an ihren Zukünftigen." Sinta sei bereits Anfang der Woche nach Belgien gebracht worden. Dort soll sie in einem Zoo rund 60 Kilometer südlich von Brüssel auf Orang-Utan-Mann Gempa treffen – auch er habe Sinta im Video "ansprechend" gefunden, hieß es. "Ob es vor Ort dann Liebe auf den zweiten Blick wird, müssen wir abwarten", erklärten Zoo-Mitarbeiter. Affendame Conny soll Mitte Juni in den Hamburger Tierpark Hagenbeck wechseln. Dort wartet Männchen Tuan auf sie. (red, 5.6.2016)

Foto: Wilhelma Stuttgart