A

Alain Ducasse

ist der erste und bislang einzige Koch, der zeitgleich für drei Restaurants drei Michelin-Sterne verliehen bekam: für Le Plaza Athénée in Paris, für das Alain Ducasse at the Essex House in New York und für Le Louis XV in Monaco. Er gilt als Erneuerer der französischen Haute Cuisine, weil er diese bewusst einfach hält. Ein wahrlich großer Franzose – der seit 2008 Monegasse ist.

B

Bordeaux

ist so manchem Österreicher auf einmal ziemlich nahe. Das liegt zum einen daran, dass dort am 14. Juni das erste EM-Spiel der heimischen Nationalmannschaft stattfinden wird – gegen Ungarn. Zum anderen existieren seit 2015 Direktflüge von Wien nach Bordeaux, was die Stadt zu einem interessanten Ziel für Kurztrips macht. Das Zentrum des französischen Südwestens hat sich in den letzten Jahren von einer bildhübschen, aber vergleichsweise langweiligen Weinhauptstadt zur pulsierenden Metropole gemausert.

Foto: Atout France/Franck Charel

C

Calais

hat es als Region ziemlich gut erwischt, was diese EM betrifft: Mit dem Stade Pierre-Mauroy bei Lille und dem Stade Bollaert-Delelis in Lens verfügt der hohe Norden Frankreichs sogar über zwei Spielorte. Der gelernte Tourist wird sich vielleicht fragen, was man im "französischen Ruhrpott" anschauen kann außer Fußball. Den seit 2012 existierenden Ableger des Pariser Louvre in Lens zum Beispiel. Er befindet sich auf dem aufgelassenen Gelände einer Zeche und zeigt herausragende Werke aus fünf Jahrtausenden. Und Lille? Hat mit der Place du Général de Gaulle einen sehenswerten Hauptplatz.

Foto: Atout France/Franck Charel

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D

Die Deutschen

Man sollte sich sehr zurückhalten mit der in Österreich so beliebten Unsportlichkeit des Deutschenbashings – gerade wenn man in Frankreich zu Gast ist. Erst vor kurzem hat eine breite Studie des britischen Senders BBC abermals bestätigt, was wir längst wissen sollten: Die Franzosen stehen auf die Deutschen. Fragt man nämlich Europäer, welche anderen Europäer sie superdufte finden, gestehen derzeit 81 Prozent der Franzosen ihre Amour fou (rationale Argumente sind rar in solchen Umfragen) zu den Nachbarn.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

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E

Eiffel, Gustave

bestückte nicht nur Frankreich, sondern die halbe Welt mit seinen Bauwerken. Der 1832 geborene Ingenieur kam mit aufsehenerregenden Konstruktionen bis nach Peru, Mosambik, auf die Philippinen und zu Weltruhm – in Paris allerdings wurde er durch den Bau seines Turms zum Gespött vieler Zeitgenossen: Alexandre Dumas fand ihn einfach nur hässlich, und Guy de Maupassant schrieb in der damals renommierten Zeitung Le Temps: "Um zu begreifen, was wir kommen sehen, muss man sich einen schwindelerregenden, lächerlichen Turm vorstellen, der wie ein riesiger, düsterer Fabrikschlot Paris überragt." Trotzdem reißen sich Touristen heute darum, erstmals während der EM im Eiffelturm wohnen zu können. Ein Ferienhausanbieter macht das möglich und lässt gerade ein Appartement im ersten Stock einrichten.

Foto: REUTERS/Charles Platiau

F

Frankreichs Fußballer des Jahres

ist aktuell der 29-jährige defensive Mittelfeldspieler von Paris Saint-Germain, Blaise Matuidi. Er ist der einzige Franzose, der noch zu den Stammspielern seines Vereins gehört, und Teil der französischen Nationalmannschaft. Er gilt als Dauerläufer, ungemein athletisch und Stütze der Nationalelf. Matuidi spielt zudem die Hauptrolle in der neuen Fußballkampagne von Nike, mit der der Sportartikler vor der EM wirbt. Ebenfalls in dem Spot zu sehen: die heute 42-jährige nigerianische Fußballlegende Jay-Jay Okocha. Dessen Können hat Matuidi einst angespornt, überhaupt erst Fußballer zu werden.

Foto: APA/AFP/CHARLY TRIBALLEAU

G

La Grande Nation

sagt im deutschsprachigen Raum gerne, wer Frankreich meint. Von Franzosen wird man für diese vielleicht sogar wohlwollend, aber meist spöttisch gemeinte Ausdrucksweise nur ein ratloses Kopfschütteln ernten. Im Französischen wird der Begriff "La Grande Nation" höchstens geschichtlich verwendet, gemeint ist damit die napoleonische Zeit. Wenn Franzosen die Großartigkeit ihrer Nation lobpreisen wollen, sagen sie eher "Grandeur". Die Größe und Sonderstellung Frankreichs im internationalen Kontext war ein wichtiger Aspekt des Gaullismus, Gründungsideologie der Fünften (also aktuellen) Republik.

Foto: APA/AFP/FRANCK FIFE

H

Le Havre

beansprucht für sich, den ältesten Fußballklub Frankreichs hervorgebracht zu haben: den Le Havre AC. Im zweitgrößten Hafen des Landes nahm man es in den 1890er-Jahren allerdings nicht so genau damit, was in dem Klub tatsächlich gespielt wurde. Zu Beginn war es ein Mischverein für Fußball und Rugby – Sportarten, die gerade erst aus England über den Kanal gekommen waren. In den ersten Jahren des Le Havre AC waren auch die Spieler ausschließlich Engländer. Überdies wird dem "ältesten Klub des Landes" der Titel immer wieder streitig gemacht. Vermutlich wurde er 1872 gegründet, es gibt aber keine Aufzeichnungen darüber. Erst Quellen aus dem Jahr 1894 belegen das erste Spiel des HAC mit einem runden Ball .

Foto: Nationaal Archief Niederlande

I

Intouchables

oder Ziemlich beste Freunde ist mit 19 Millionen Kinobesuchern der erfolgreichste französische Film in Frankreich. Er basiert auf der 2001 erschienenen Autobiografie des ehemaligen Pommery-Geschäftsführers Philippe Pozzo di Borgo, der im Juni 1993 beim Paragleiten abstürzte und seither querschnittgelähmt ist. Omar Sy, der in dieser Komödie Borgos Pflegehelfer spielt, versuchte kurz darauf in Die Vollpfosten – Never Change a Losing Team (Les Seigneurs) an diesen Erfolg anzuküpfen. Eine Fußballamateurmannschaft aus der Provinz will sich in dieser Komödie an die Spitze kicken – was die Zuseher weder in Frankreich noch im Ausland besonders witzig fanden.

Foto: constantin filmverleih

J

Jeanne d'Arc

wurde vermutlich 1412 in Lothringen geboren, ist im deutschen Sprachraum auch als Jungfrau von Orléans bekannt und die französische Nationalheldin. Im Hundertjährigen Krieg verhalf sie den Truppen des Thronerben zu einem Sieg über die Engländer und Burgunder, danach geleitete sie Karl VII. zu seiner Krönung nach Reims. Dennoch wurde sie nach einem Inquisitionsprozess 1431 in Rouen auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Jahre nach ihrem Tod solidarisierten sich Frauen mit ihr, indem sie angaben, die eigentliche Jeanne d'Arc zu sein. Seit die Nationalheilige vor allem vom Front National als eine "heilige Nationalistin" instrumentalisiert wird, hat sie in Frankreich jedoch einiges an Popularität eingebüßt. Im ehemaligen erzbischöflichen Palast in Rouen existiert aber seit 2015 ein Museum für Jeanne d'Arc, das ihre Bedeutung vielschichtiger beleuchtet. Und natürlich gibt es ihr zu Ehren einen Fußballklub: den ASC Jeanne d'Arc – im Senegal.

Foto: APA/AFP/JOEL SAGET

K

Korsika

ist eine fußballverrückte französische Insel. Statistisch hat Korsika mehr Fußballer ausgebildet als alle anderen Regionen Frankreichs, gut 20 aktuelle Profispieler stammen von der Mittelmeerinsel. Da mag es ein wenig verwundern, dass sich dort kein Spielort der EM befindet – oder auch nicht: Die Profiklubs der Insel sind im Lauf der Jahre auch von korsischen Nationalisten unterwandert worden. Sie haben manche Vereine als günstige und effiziente Möglichkeit für PR in Sachen Separatismus erkannt – EM-tauglich sind deren Botschaften nicht.

Foto: Atout France/Robert Palomba

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L

Land der Liebe

Traue keiner Umfrage, die du nicht selbst gefälscht hast – vor allem, wenn es um Sex geht. Jahrelang ortete der Kondomhersteller Durex in Studien ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Franzosen mit den Ungarn bei der Häufigkeit des Beischlafs. Einmal führten die Franzosen mit 137 Malen pro Jahr, einmal die Ungarn mit lediglich 131. Der Sexspielzeughersteller Lelo wiederum bescheinigte den Franzosen in einer Umfrage zwar den Titel der Seitensprungweltmeister, dennoch hätten die Schweizer im Lauf ihres Leben die meisten unterschiedlichen Sexpartner gehabt. Blöd nur, dass das französische Institut für öffentliche Meinung (Ifop) dann noch anders nachgefragt hat: Bei dessen Umfrage gaben mehr als drei Viertel der französischen Paare an, dass sie mit ihrem Liebesleben völlig unzufrieden sind.

Foto: Reuters/Vincent Kessler

M

Marseille

ist nach Paris nicht nur die zweitgrößte Stadt Frankreichs (rund 855.000 Einwohner), es beherbergt mit dem Stade Vélodrome auch das zweitgrößte Stadion des Landes (67.394 Plätze). Man könnte dort also zum Beispiel alle Einwohner der elsässischen Stadt Colmar unterbringen. Marseille selbst fühlt sich jedenfalls groß genug, während der EM auch eine WM zu beherbergen: Die Kugerlwerfweltmeisterschaft Mondial la Marseillaise à pétanque beginnt heuer am 3. Juli.

Foto: Atout France/Cédric Helsly

N

Nizza

hat das kleinste der zehn Stadien, in denen die EM ausgetragen wird. Macht aber nichts, denn dafür ist der Public-Viewing-Bereich recht groß und voraussichtlich im bildhübschen Théâtre de Verdure in der Innenstadt untergebracht. Dabei handelt es sich um ein antik wirkendes Amphitheater, das erst 1946 im Jardin Albert 1er mit Meerblick errichtet wurde. Édith Piaf, Yves Montand und Charles Aznavour traten dort schon auf.

Foto: Atout France/Emmanuel Valentin

O

Olé, olé, olé

ist bekanntermaßen ein spanischer Schlachtruf – auch wenn er dort eigentlich "Oé, Oé, Oé" geträllert wird und tatsächlich von dem baskischen Wort "hobe" (mehr) kommt. Die Franzosen werden schon verstehen, was im Stadion damit gemeint ist, wenngleich sie spätestens seit 2010 die regionale Varietät Allez Ola Olé bevorzugen. Das Lied von Jessy Matador war in diesem Jahr der französische Beitrag zum Song Contest und gleich darauf offizieller Promo-Song für die Fußball-WM in Südafrika. Eine andere Version davon wurde bereits 1998 bei der WM in Frankreich zum Besten gegeben. Auf Deutsch müsste man übrigens die ungelenke Übersetzung "Kommt schon, los geht's, olé!" brüllen.

Foto: APA/AFP/ROMAIN LAFABREGUE

P

Paris

nutzt für die EM sowohl das Prinzenparkstadion im 16. Arrondissement als auch das Nationalstadion in der Banlieue. Ersteres ist in der Nachbarschaft des Bois de Boulogne ziemlich gut gelegen, auch theoretische touristische Musts wie der Eiffelturm und der Arc de Triomphe sind nah. Der Boulogne-Wald und -Park im Westen von Paris hat seinen schlechten Ruf als Begegnungszone für Straffällige, subversive Elemente und Gentilshommes, die sich dort duellierten, längst abgelegt. Anders sieht es in Saint-Denis mit seinem Stade de France aus. Fotos brennender Autos in der Vorstadt dominieren die Medien, wenngleich die Stimmung dort meist so beschaulich ist wie auf dem Flohmarkt von Saint-Ouen im Nachbardorf.

Foto: APA/AFP/LIONEL BONAVENTURE

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Q

Quasimodo

ist gewissermaßen der tragischste Chansonnier Frankreichs: Die Pariser liebten sein Glockengeläut in der Notre-Dame, das er als "Singen" bezeichnete, verabscheuten ihn selbst aber wegen seiner Hässlichkeit. Victor Hugos 1831 erschienener Roman Der Glöckner von Notre-Dame gehört zu den meistverarbeiteten literarischen Stoffen des Landes. Zwischen den Jahren 1905 und 1997 entstanden zehn filmische Adaptionen, endgültig unsterblich wurde die Figur zum Ende des 20. Jahrhunderts: Die Glocken der Notre-Dame erhielten ein elektrisches Läutwerk, der Job des Glöckners war damit abgeschafft. Der Computer hinter dieser Mechanik wurde aber Quasimodo getauft.

Foto: REUTERS/Jacky Naegelen

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R

Jean Reno

gilt als der bestbezahlte französische Schauspieler in Hollywood. Der 67-jährige, in Casablanca geborene Franzose schaffte den internationalen Durchbruch 1988 mit Luc Bessons Im Rausch der Tiefe (Le Grand Bleu), in dem er den Apnoetaucher Enzo Molinari spielte. Zuletzt war er in dem österreichischen Filmdrama Wie Brüder im Wind zu sehen. Vor kurzem wurde Reno vom Boulevard angedichtet, ein Fußballteam namens "Casablanca Angels" gekauft zu haben. Klingt nicht sehr wahrscheinlich, nachdem er beim Dreh in Österreich über die EM in Frankreich nur sagte: "Ich verfolge Fußball nicht. Ich kenne nur Zidane. Er ist ein netter, interessanter Mensch."

Foto: REUTERS/Eric Gaillard

S

Saint-Étienne

im Zentralmassiv kennt wahrscheinlich nur, wer isländischen Fußball schätzt: Das Nationalteam der Insel spielt dort bei der EM gegen Portugal. Die Stadt leidet touristisch ein wenig unter der Nähe des eindeutig interessanteren Lyon und unter der Tatsache, dass ihre wichtigste Sehenswürdigkeit ein dreistöckiger Turm ist, der das Rathaus beherbergt. Noch viel schlimmer für Saint-Étienne: Es liegt am Fluss Furan und nicht an der Loire, die nur einen Steinwurf entfernt ist. Wer hier normalerweise haltmacht, ist also auf der Durchreise zu Loire-Schlössern wie Chambord. Die Kohle für solchen Prunk kommt aber aus Saint-Étienne – die Stadt war lange Zeit Zentrum der Kohleförderung im gesamten Loire-Becken.

Foto: Atout France/Maurice Subervie

T

Toulouse

darf mit dem Stadium Municipal auch mitspielen bei der EM. Man kommt sogar ganz gut hin, weil es wie für Bordeaux seit dem letzten Jahr Direktflüge von Wien aus gibt. Wurde auch Zeit, ist die Stadt an der Garonne doch so etwas wie die Flugzeughauptstadt Frankreichs. In den 1920er- begann die Entwicklung der Flugzeugindustrie in der Stadt. Ab dann gewann sie große Bedeutung in der Luftpost: Flieger wie Antoine de Saint-Exupéry transportierten die Briefpost von hier aus quer durch Europa und nach Südamerika.

In den 1960er-Jahren entschloss sich die französische Regierung, alle zivilen Luftfahrtaktivitäten in Toulouse zu konzentrieren. Zunächst wurden hier die französischen Concorde-Maschinen gebaut, heute befindet sich auf dem Werksgelände am Flughafen die Zentrale von Airbus. Nebenan findet nun die Endmontage des Airbus A380 statt.

Foto: Atout France/Franck Charel

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U

UCPF

oder in der Langversion Union des Clubs Professionnels de Football nennt sich der Dachverband aller wichtigen französischen Fußballvereine. 2013 organisierte dieser einen etwas kuriosen Streik: Weil man sich mit der Reichensteuer von Präsident François Hollande nicht anfreunden konnte, beschloss die Generalversammlung, dass der Ball in ganz Frankreich vier Tage lang nicht rollen darf.

Foto: REUTERS/Eric Gaillard

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V

Villeneuve-d'Ascq

macht Saint-Étienne den Titel als unbekannteste Spielstätte dieser EM streitig. Die Stadt liegt schon fast in Belgien und unmittelbar östlich von Lille. Fad beim Fortgehen wird einem dort aber nicht: In Villeneuve leben 62.000 Einwohner, davon 50.000 Studenten. Das Durchschnittsalter liegt bei zarten 29 Jahren. Und weil das relativ neue Stadion Pierre-Mauroy mit 282 Millionen Euro Baukosten nicht ganz günstig war, wird dort auch Tennis gespielt – 2014 war die Fußballarena Schauplatz des Finales um den Davis-Cup.

Foto: REUTERS/Pascal Rossignol

W

Wein

zu piperln, und noch dazu guten, dürfte den österreichischen Fans nach dem ersten EM-Spiel ihrer Nationalmannschaft nicht allzu schwer fallen. Man ist ja in Bordeaux. Das Anbaugebiet, auf Französisch Bordelais genannt, ist das größte zusammenhängende der Welt und umfasst eine Fläche von 120.000 Hektar. Die Weingüter heißen im allgemeinen Châteaux, etwa 3000 dieser "Schlösser" erzeugen die weltberühmten Weine. Die berühmtesten Rotweingebiete sind das Médoc am linken Ufer der Gironde und Saint-Émilion und Pomerol an der rechten Uferseite. Bordeaux-Weine sind in der Regel Cuvées aus verschiedenen Parzellen und Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc. Die App "Bordeaux Wine Trip" hilft einem, den Überblick zu bewahren.

Foto: Atout France/Olivier Roux

X

XX

ist ein "X" weniger als in "XXX" – also auch in Frankreich weit von Pornografie entfernt. Das Kürzel "XX" liest man dort oft am Ende von E-Mails und SMS als geschriebene, digitale Form des Küsschengebens. Eilige benutzen es anstelle von "Bisou, Bisou" (Bussi, Bussi). Ein Bisou ist oft schon beim ersten oder zweiten Treffen eine angemessene Art des Grüßens, bei dem man jeweils die rechte und linke Wange des Gegenübers küsst oder vielmehr touchiert. In Paris haben sie es insgesamt eiliger, und es bleibt meist tatsächlich bei zwei X, also Bussis, zum Gruß. Auf dem Land wird daraus schon auch einmal ein XXXX.

Foto: APA/dpa/Rolf Vennenbernd

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Y

Yéyé-Welle

klingt natürlich ganz danach, als hätten die Franzosen ihre ganz spezielle Choreografie beim Wellemachen im Stadion. Weit gefehlt. Der Begriff leitet sich vom "Yeah, Yeah" der Beatles ab und bezeichnet einen Chansonstil aus den 1960er-Jahren. Bekannteste Vertreter sind Jacques Dutronc und Johnny Hallyday. Letzterer galt lange Zeit als der einzige Rocker Frankreichs, Mitte der Sechziger gelang ihm der Durchbruch mit dem Lied "Cheveux longs et idées courtes" (eine gesungene Streitschrift über das Für und Wider langer Haare). "In Frankreich ist Hallyday unerreichbar", bescheinigte Mick Jagger dem 1943 geborenen Hallyday nach fünf ausverkauften Konzerten hintereinander im Stade de France – das war 1998.

Foto: AP/Lionel Cironneau

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Z

Zungenküsse in Zugnähe

sind in Frankreich ein absolutes Tabu. Denn theoretisch reicht schon ein maues Begrüßungs- oder Abschiedsbisou (siehe "X") am Bahnsteig oder auf einem Bahnübergang, um dort mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Ein 1910 erlassenes und noch immer gültiges Verbot regelt das. Hintergrund: Paare, die sich nicht trennen konnten, provozierten immer wieder Verzögerungen im Fahrplan. EM-Pendler, die auf dem Weg zum nächsten Stadion dagegen verstoßen, müssen wohl keine Konsequenzen fürchten. Die strafrechtliche Verfolgung ist seit Jahren nicht mehr durchgesetzt worden. Jetzt ist wohl wieder die Legislative am Zug. (Sascha Aumüller, Rondo, 27.5.2016)

Foto: AP/Matthias Schrader