Screenshot: Facebook

Tess Holliday zählt zu den erfolgreichsten Plus-Size-Models. Die 30-Jährige US-Amerikanerin hat als erste Frau mit Kleidergröße 54 einen Vertrag bei einer Mainstream-Modeagentur, zierte bereits mehrere Zeitschriftencover und ist auch auf Instagram ein Star mit 1,2 Millionen Abonnenten. Für Facebook war ein Foto von ihr im Bikini allerdings nicht geeignet, um es als Werbeanzeige zu verwenden. Nun hat sich das Unternehmen dafür entschuldigt.

Verstoß gegen "Gesundheit und Fitness"-Richtlinie

Die australische Talkshow "Cherchez la Femme" wollte mit dem Foto von Holliday, die mit bürgerlichem Namen Ryann Maegen Hoven heißt, den Event "Feminism and Fat" bewerben, berichtet der "Guardian". Facebook lehnte das Foto jedoch mit der Begründung ab, dass es gegen die Werberichtlinien verstoße.

Auf eine Beschwerde der Talkshow-Betreiber hin verteidigte Facebook zunächst die Entscheidung. Das Foto verstoße gegen die "Gesundheit und Fitness"-Richtlinie. Diese besagt: "Werbeanzeigen dürfen keinen Gesundheitszustand beziehungsweise kein Körpergewicht als perfekt oder absolut nicht wünschenswert darstellen (zum Beispiel darf kein Bild verwendet werden, auf dem jemand seinen Bauchumfang misst, oder ein Bild, das nur die Bauchmuskeln einer Person zeigt)."

Aus der Werberichtlinie für Facebook.
Screenshot: red

Eine Vertreterin des sozialen Netzwerks argumentierte, dass solche Anzeigen geeignet seien, dass sich der Betrachter schlecht fühle. Stattdessen solle eine Person besser bei einer Aktivität wie Laufen oder Radfahren dargestellt werden. Diese Richtlinie soll eigentlich verhindern, dass Werbeanzeigen einen ungesunden Gewichtsverlust propagieren. Die Veranstaltung von "Cherchez la Femme" soll allerdings genau das Gegenteil vermitteln. Die Macher der Talkshow wollen unabhängig vom Körpergewicht ein positives Körpergefühl vermitteln.

Facebook entschuldigte sich

Inzwischen hat sich das Unternehmen dafür entschuldigt und bestätigt, dass das Foto doch nicht gegen die Richtlinien verstoße. "Unser Team bearbeitet jede Woche Millionen Werbefotos, und in manchen Fällen verbieten wir Anzeigen fälschlicherweise", zitiert der "Guardian" aus einem Statement. "Wir entschuldigen uns für den Fehler und haben den Werber informiert, dass wir seine Anzeige akzeptieren."

Trotz der Entschuldigung kritisieren die Macher der Talkshow die Vorgehensweise. Facebook hat das Foto einer überwichtigen Frau automatisch als Werbung für Gewichtsverlust interpretiert und die Darstellung ihres Körpers als "unerwünscht" bezeichnet. Das Unternehmen habe offensichtlich keine Ahnung, dass sich auch übergewichtige Frauen, die sich selbst als "fett" bezeichnen, in ihrer Haut wohlfühlen können, schreibt Co-Produzentin und Moderatorin Jessamy Gleeson in einem Posting.

Dass Facebook Fotos und Postings falsch oder zumindest fraglich beurteilt, kommt immer wieder vor. Erst im Februar war eine Nutzerin gesperrt worden, da sie historische Aufnahmen indonesischer Frauen mit nacktem Oberkörper veröffentlicht hatte. (red, 24.5.2016)