Menschen und ihre Taferl.

"Irgendwie kann man es sich nicht vorstellen, dass es vorbei ist." Reporter Wolfgang Geier, im Innenministerium ausharrend, kann es um 15.45 Uhr nicht fassen, dass das Ende der Unklarheit naht. Doch das Rednerpult gibt Geier Gewissheit. Es ist aufgestellt, es wartet auf Innenminister Wolfgang Sobotka.

Weit weg scheint der Sonntagabend, weit weg die jubelnden FPÖ-Granden, die den Namen der Republik herausgebrüllt hatten, als der ORF sie auf Sendung brachte. Norbert Hofer hatte womöglich etwas geahnt; die seinen, mit ihren "Österreich"-Taferln, hat er später auf die Möglichkeit einer Niederlage eingestimmt.

Traurigkeit und Melancholie

Sobotka aber kommt noch nicht – dafür schon wieder der 1993 verstorbene Serienstar Gustl Bayrhammer in diversen Rollen. Geduld bitte. Gleich kommt die Sondersendung wieder, tatsächlich ist es Geier, der berichtet, es würde noch gezählt, Geduld. Norbert Hofer hat keine, weiß es besser, wie auch Tarek Leitner. Er berichtet, Hofer habe auf Facebook seine Traurigkeit bekundet. Schnell geht es in die FPÖ-Zentrale, wo sich melancholische Menschen nun stumm an Taferln festhalten. Unvergessliches Bild der Enttäuschung.

Vergessen längst, dass Im Zentrum ein entfesselter Apologet der FPÖ zu entdecken war, ihr einst abgewählter Chef Norbert Steger. Er schien den Herbert Kickl in sich entdeckt zu haben, aber das war plötzlich vergessen. Sobotka kam, gratulierte dem neuen Präsidenten Alexander Van der Bellen, und FPÖler Kickl hielt sich die Möglichkeit eines Wahleinspruchs offen. Es war etwa 17 Uhr, als schließlich der scheidende Präsident Heinz Fischer als Hauptaufgabe seines Nachfolgers das "Zuschütten großer Unstimmigkeiten" hervorhob. (Ljubisa Tosic, 23.5.2016)