Mario Kunasek will in der Steiermark Nummer eins werden.

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STANDARD: Der Erfolg Alexander Van der Bellens ist doch ein empfindlicher Dämpfer für Ihre Partei.

Kunasek: Man darf nicht vergessen, dass es keine breite Unterstützung für Norbert Hofer gegeben hat. Es wurde viel gegen ihn agitiert. Van der Bellen ist ein Erfolg für das System, das noch einmal aufgezeigt hat. Aber wir können festhalten, dass sich jeder zweite Wähler in Österreich nicht manipulieren und blenden hat lassen. Es war ein Wahlkampf gegen uns, und trotzdem hat jeder Zweite gesagt: Ich wähle Hofer. Viele haben Van der Bellen nicht deswegen gewählt, weil er so gut ist, sondern um Hofer zu verhindern. Man hat Angst und Panik verbreitet. Aber: Wir sind bundesweit permanent Nummer eins. Der Trend hat sich seit Jahren abgezeichnet und bei der Wahl jetzt verstärkt.

STANDARD: Die Länder wurden bei dieser Wahl blau eingefärbt, aber die Landeshauptstädte leuchten grün auf. Wie interpretieren Sie diese Diskrepanz?

Kunasek: Das geht ja auf Stadtebene weiter: Die ehemaligen bürgerlichen Bezirke sind grün geworden. Aber auch ehemalige Arbeiterviertel. Das müssen wir genau analysieren. Das ist für die kommenden Wahlen entscheidend. Wir wollen Nummer eins werden, aber ohne Städte werden die Wahlen nicht zu gewinnen sein. Das heißt, wir werden das in den nächsten Monaten genau analysieren und dann Schlüsse ziehen.

STANDARD: Was heißt diese Bundespräsidentenwahl also für die künftige blaue Politik?

Kunasek: Wir müssen ganz separate Wahlkämpfe machen, abgestimmt auf das Stadt-Land-Gefälle. Wir müssen je nach Gegebenheit andere Themen transportieren. Es ist ganz einfach ein großer Unterschied, ob ich zum Beispiel in Graz auf der rechten Murseite wahlkämpfe oder auf der bürgerlichen linken Murseite. Da spielen ganz andere Themen eine Rolle. Das gilt umgelegt auf das ganze Land. In den bäuerlichen, bürgerlichen Bezirken müssen wir mit ganz anderen Themen punkten als in den Arbeiterregionen. Wir werden überall vor Ort eigene Themen entwickeln.

STANDARD: Bemerkenswert ist, dass auf dem Land, wo die Bewohner nur marginal mit der Ausländerfrage konfrontiert sind, dennoch mehrheitlich blau gewählt wurde.

Kunasek: Das stimmt. Andererseits gibt es auf städtischer Ebene in den bürgerlichen Bezirken, wo es auch kein Ausländerproblem gibt, das Phänomen, dass dort grün gewählt wird. Hier lebt das besser situierte Publikum, und das wählt jetzt nicht mehr ÖVP, sondern grün. Damit muss sich die ÖVP auseinandersetzen. Auf dem Land geht es auch um andere Themen. Um Tradition, um Brauchtum und um die Heimat. Hier liegt wahrscheinlich der große Unterschied.

STANDARD: Also keine Ausländerwahlkämpfe mehr?

Kunasek: In manchen Regionen und Bezirken sind die Ausländer noch ein großes Thema, da werden wir sicher draufbleiben. In den ehemaligen ÖVP-Bezirken müssen wir andere Themen wie Umwelt oder Wirtschaft spielen. (Walter Müller, 24.5.2016)