Die grünste Landeshauptstadt war auch diesmal wieder Graz: Rund 64,4 Prozent der Grazer votierten für den ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen. In den Stadtteilen, in denen die meisten Migranten leben, in Gries und Lend, lag Van der Bellen mit 57 und 59 Prozent schon im ersten Wahlgang ganz deutlich vorn, in bürgerlichen Bezirken wie Geidorf und Leonhard siegte er mit 75 und 77 Prozent haushoch.

In der Steiermark kann man damit aber auch ein besonders großes Gefälle zwischen ländlichen und urbanen Wählern beobachten: Im Land ist Norbert Hofer nämlich mit 56,2 deutlich vorn.

Wien entschied sich ebenso wie Graz klar für Van der Bellen. 63,3 Prozent entschieden sich für ihn. Die meisten Wählerstimmen konnte er sich in den bürgerlichen Bobo-Bezirken innerhalb des Gürtels sichern. Im grünen Bezirk Neubau erreichte Van der Bellen mit 81,0 Prozent sein bundesweit zweitbestes Ergebnis und die höchste Zustimmung in Wien. Gleich dahinter: die schwarze Josefstadt (78,8) sowie die rot geführten Bezirke Mariahilf (78,3) und Alsergrund (77,7). Am stärksten stieg Van der Bellen in der Bundeshauptstadt in einem Spren-gel der Leopoldstadt aus. Von 768 Wahlberechtigten stimmten 87,2 Prozent für ihn.

Aber auch in den Flächenbezirken konnte Van der Bellen überraschend punkten. Er holte sich vier der fünf Wiener Bezirke, die nach dem ersten Wahlgang in der Hand Hofers waren. Einzig Simmering blieb auch im zweiten Wahlgang blau. Der Bezirk, der seit den Wiener Wahlen im vergangenen Herbst erstmals einen FPÖ-Bezirkschef hat, brachte Hofer mit 50,3 Prozent sein bestes Wien-Ergebnis und einen knappen Sieg.

Blaue Polizistensiedlung

Das beste Sprengelergebnis hat Hofer, wie auch die FPÖ Wien, in Sprengel 44 in Ottakring. 77,9 Prozent wählten hier Hofer. Der Sprengel ist mit 473 Wahlberechtigten klein, in dem Wohnblock zwischen Koppstraße und Herbststraße leben vor allem Polizisten mit ihren Familien.

Im Heimatbundesland Hofers, im Burgenland, gab es für ihn auch die schönsten Gewinne. Etwa in seiner Heimatgemeinde Pinkafeld, wo er 73 Prozent einfuhr. Es gab aber auch "Ausreißer" wie Stinatz, eine Gemeinde, in der sich mehr als die Hälfte der Einwohner der Volksgruppe der Burgenlandkroaten zurechnen.

Im Süden bildeten die Landgemeinden der Kärntner Slowenen, Zell (75 Prozent für Van der Bellen) und Eisenkappel-Vellach (54,5) jene Ausnahmen, wo Van der Bellen siegte. Hofer räumte am meisten im Tiroler Spiss und der Salzburger Gemeinde Muhr ab: über 87 Prozent. Van der Bellen errang in seiner Heimatgemeinde Kaunertal in Tirol das für ihn beste Ergebnis mit 85,1. Aber auch Tourismushochburgen wie Lech in Vorarlberg (74,8) und St. Anton in Tirol (65,3), die sich wohl kaum als Wohlstandsverlierer verstehen, gingen an Van der Bellen. (Oona Kroisleitner, Colette M. Schmidt, 24.5.2016)