Die Gründe mögen vielschichtig sein: Bildungsstand der Wähler, Anzahl der vorhandenen Wahlplakate oder Verankerung der Partei in der jeweiligen Region. Fest steht, dass jenes Phänomen, das bereits im ersten Wahlgang der Bundespräsidentschaftswahl eintrat, auch bei der Stichwahl am Sonntag zu beobachten war: Norbert Hofer, der Kandidat der FPÖ, konnte in erster Linie im ländlichen Raum punkten, während Alexander Van der Bellen, der ehemalige Bundessprecher der Grünen, in urbanen Ballungszentren reüssierte. Er gewann acht Landeshauptstädte.

Von West nach Ost, von Nord nach Süd offenbarte sich dieses Bild. Im Folgenden die vorläufigen Ergebnisse ohne Wahlkarten:

  • Das westlichste Bundesland konnte Van der Bellen für sich gewinnen. In Vorarlberg entschieden sich 56,4 Prozent für den grünen Kandidaten. Hofer kam auf 43,6 Prozent der Stimmen. In der Landeshauptstadt Bregenz erreichte Van der Bellen 59,4 Prozent, Hofer 40,6 Prozent. Im ersten Wahlgang war das Ergebnis in Vorarlberg sehr knapp ausgefallen. Hofer kam auf 30 Prozent, dicht gefolgt von Van der Bellen mit 29 Prozent. Nur im Bezirk Feldkirch lag Van der Bellen (31,4 Prozent) damals vor Hofer (28,6 Prozent). In der Stichwahl entschied er alle Bezirke Vorarlbergs für sich. Die Wahlbeteiligung lag bei 54,2 Prozent. Ein Minus von 0,7 Prozent im Vergleich zum ersten Wahlgang.
  • Ein Kopf-an-Kopf-Rennen gab es in Tirol: Hofer erhielt vorläufig – ohne Wahlkarten – 50,7 Prozent und Van der Bellen 49,3. In Innsbruck stimmten 59,9 Prozent für Van der Bellen und 40,1 für Hofer. Im Kaunertal fiel das Ergebnis noch deutlicher aus: 85,1 Prozent gaben Van der Bellen, der hier aufgewachsen ist, ihre Stimme. Im ersten Wahldurchgang kam er dort auf 60 Prozent. Das Duell in Österreichs kleinster Gemeinde ging hingegen unentschieden aus. Von den 35 Wahlberechtigten gaben 18 in Gramais im Bezirk Außerfern ihre Stimme ab. Neun Personen wählten Van der Bellen, gleich viele gaben ihre Stimme Hofer. Die Wahlbeteiligung lag in Tirol bei 56,8 Prozent. Beim ersten Wahldurchgang am 24. April war Hofer in Tirol mit 35,5 Prozent deutlich vor Van der Bellen gelegen, der auf 24,4 Prozent kam.
  • Hofer erreichte in Salzburg 55,1 Prozent, Van der Bellen 44,9 Prozent. 62 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. In der Landeshauptstadt Salzburg kam Van der Bellen auf 56,5 Prozent, Hofer auf 43,5 Prozent. In Salzburg ging Norbert Hofer beim ersten Wahlgang noch in allen Bezirken als deutlicher Sieger hervor. 37,3 Prozent aller Salzburger gaben dem FPÖ-Politiker ihre Stimme. Alexander Van der Bellen kam beim ersten Wahlgang hingegen nur auf 19,4 Prozent und konnte keinen einzigen Wahlbezirk für sich entscheiden. Zumindest die Landeshauptstadt kam bei der Stichwahl dazu.
  • In der Steiermark kommt Hofer auf 58,7 Prozent, Van der Bellen erreicht 41,3 Prozent. Alle Bezirke außer Graz wählten blau. Die Ergebnisse sind sehr deutlich. Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld kam Hofer sogar auf 70,1 Prozent. Nur in Graz liegt Van der Bellen mit 62 Prozent deutlich vorn. Schon im ersten Wahlgang hat Hofer in der Steiermark gewonnen. 38,8 Prozent gaben ihre Stimme für den blauen Kandidaten ab. Van der Bellen erhielt 17,3 Prozent und lag damit hinter Griss nur auf dem dritten Platz. Nur in der Landeshauptstadt Graz bot sich auch im ersten Wahlgang schon ein anderes Bild. Dort war Van der Bellen mit 33,2 Prozent Stimmenstärkster. Hofer kam mit 25,5 Prozent auf Platz drei hinter Griss.
  • Auch in Kärnten war die Entscheidung nicht knapp: Hofer erreichte 60,1 Prozent, Van der Bellen kam auf 39,9 Prozent. 60,5 Prozent gingen in Kärnten wählen. Am 24. April war Hofer im südlichsten Bundesland auf 38,8 Prozent gekommen. Van der Bellen landete mit 14,3 Prozent hinter Irmgard Griss auf Platz drei. Van der Bellen hat diesmal aber die Landeshauptstadt Klagenfurt mit 50,4 Prozent gewonnen. Beim ersten Wahlgang hatte Hofer dort noch die Nase vorn.
  • In Oberösterreich – Hofer kam auf 50,7, Van der Bellen auf 49,3 Prozent – war das Bild differenzierter. Bei einer Wahlbeteiligung von 61,2 Prozent konnte auch Van der Bellen einige Bezirke für sich entscheiden: Linz, Linz-Land, Urfahr-Umgebung, Gmunden, Steyr, Wels. Im Bezirk Urfahr-Umgebung erreichte Van der Bellen sogar 56,1 Prozent, Hofer kam auf 44 Prozent. In Linz kam Van der Bellen auf 60,5 Prozent, Hofer auf 39,5. Im ersten Wahlgang konnte Hofer abseits der Landeshauptstadt alle Bezirke für sich entscheiden. In ganz Oberösterreich kam er im ersten Durchgang auf 35,1 Prozent. Van der Bellen erreichte 20,5 Prozent. In Linz kam Van der Bellen auf 30,2 Prozent.
  • In Niederösterreich gewann Hofer mit 54,3 Prozent. Die Gemeinden im Wiener Umland votierten für Van der Bellen, während Hofer in den entlegeneren Regionen punkten konnte, etwa im Wein- und Waldviertel. In der roten Landeshauptstadt St. Pölten kam Van der Bellen auf 54,7 Prozent, Hofer auf 49,8 Prozent. Bei der Wahl am 24. April war Hofer in Niederösterreich insgesamt auf 35,6 Prozent gekommen. Van der Bellen ging zwar im Bezirk Mödling als Nummer eins hervor (27,5 Prozent), kam bundeslandweit aber nur auf 18,1 Prozent.
  • Im Burgenland, dem Heimatbundesland von Hofer, gewann dieser deutlich mit 63 Prozent. Van der Bellen schaffte 37 Prozent. Die Wahlbeteiligung betrug 69,6 Prozent. In seiner Heimatgemeinde Pinkafeld erreichte Hofer 73 Prozent, Van der Bellen 27 Prozent. Im ersten Wahlgang hatte Hofer dort 61 Prozent erhalten. Im gesamten Burgenland war Hofer schon im ersten Wahlgang mit 41,9 Prozent deutlich als Nummer eins hervorgegangen. Van der Bellen erreichte am 24. April nur 13,2 Prozent und lag damit sogar hinter dem SPÖ-Kandidaten Rudolf Hundstorfer (17,5 Prozent).
  • In Wien war anders als im ersten Wahlgang auch in den Flächenbezirken die Zustimmung für Van der Bellen groß. Er erreichte 61,2 Prozent. Nur Simmering und Floridsdorf gingen an Hofer, der insgesamt bei 38,9 Prozent liegt. In Floridsdorf muss aber das Ergebnis der Wahlkarten abgewartet werden, weil Hofer dort momentan bei 50,7 Prozent liegt. Das beste Ergebnis erreichte Van der Bellen in Neubau (80 Prozent). Beim ersten Wahlgang zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den inneren und den Flächenbezirken. Wienweit konnte sich Van der Bellen im ersten Durchgang mit 32,7 Prozent durchsetzen. Hofer kam auf 27,7 Prozent. Er konnte in den Bezirken Floridsdorf, Donaustadt, Simmering, Favoriten und Liesing punkten. (red, 22.5.2016)