Vor einem Monat präsentierte die chinesische National Defense University mit dem "Anbot" einen Roboter, der künftig der Polizei assistieren soll. Das intelligente Gerät, das gewisse Ähnlichkeiten zu den Daleks aus der Serie "Dr. Who" aufweist, sorgte damals für Spott und Sorgen.

Doch was in China erst noch seinen Weg auf die Straße finden wird, ist in Kalifornien bereits Realität. In der Kleinstadt Palo Alto – bekannt vor allem durch den Firmensitz von IT-Riese Apple – kümmert sich mit "Knightscope" der erste "Robocop" im Alltagseinsatz um die Sicherheit vor einem Einkaufszentrum. Es gibt ihn in zwei Modellen, K3 und K5.

"Wie ein gigantischer Roomba"

Seinem chinesischen Verwandten sieht die eiförmige Maschine dabei ausgesprochen ähnlich. "Wie ein gigantischer Roomba [Anm.: Ein Staubsaugerroboter]", beschreibt der Guardian den Fahrstil von Knightscope, dank verschiedener Sensoren in der Lage ist, Fußgängern auszuweichen. Reagieren diese schneller als der Roboter, kommt es aber schon einmal zu Beinahe-Kollisionen.

Die Idee, die Polizeiarbeit mit selbsttätigen Maschinen zu ergänzen, kam nach dem Amoklauf an der Sandy Hook-Grundschule in Connecticut auf. Wäre die Polizei damals nur eine Minute früher am Tatort gewesen, hätten wahrscheinlich zwölf Menschen gerettet werden können, so der aktuelle Kenntnisstand.

Knightscope, Inc.

Der ehemalige Polizist Stacy Dean Stephens hat das Start-up Knightscope gegründet, um Lösungen für die Polizei auf Basis moderner Technologien zu finden. Der gleichnamige Roboter verfügt über hochauflösende Infrarotkameras und andere Sensoren. Er kann mit Menschen durch Spracherkennung interagieren, Geräusche wie zersplitterndes Glas wahrnehmen und verfügt über eine Software, die pro Minute 300 Kfz-Kennzeichen verarbeiten kann.

Gewollt harmloses Aussehen

Sein eigenwilliges Aussehen ist laut den Designern dabei nicht nur praktischen Überlegungen geschuldet, sondern soll auch für mehr Akzeptanz sorgen. Man habe keinen Roboter designen wollen, der kleine Kinder oder Großmütter erschreckt, erklärt Stephens.

Über Bewaffnung verfügt Knightscope nicht. Er kann allerdings laut Alarm schlagen und per GPS Einsatzkräfte an einen Brennpunkt lotsen, auch wenn er selbst angegriffen wird. Die Reaktionen auf die Polizeimaschine seien bislang aber positiv gewesen. Viele Leute würden Selfies mit dem Gerät aufnehmen, es seien auch schon Spuren von Lippenstift auf seinem Gehäuse gefunden worden – das übrigens Graffiti-abweisend ist.

Blacklist für Autokennzeichen

Nicht nur in Palo Alto, auch an anderen Orten des Silicon Valley, sind die Maschinen bereits im Einsatz. Autokennzeichen sortieren sie in eine Whitelist, Greylist und Blacklist. Letztere beinhaltet etwa Kennzeichen von Leuten, die sich aufgrund einer gerichtlichen Verfügung in bestimmten Arealen nicht aufhalten dürfen – etwa ehemalige Angestellte von Unternehmen, die sich von diesen im Streit getrennt haben.

Erkennt Knightscope einen Übertritt, informiert er die Behörden. Mitunter werden in der Nähe befindliche Beamte per App benachrichtigt. Auswertung und Benachrichtigung laufen über die Server der Firma.

Foto: Knightscope

Mietmodell

Die Hersteller bieten ihre Roboter nach einem Mietmodell an. Die Kosten belaufen sich auf etwa sieben Dollar pro Stunde und liegen damit deutlich unter dem Betrag, den ein menschlicher Wachebeamter kosten würde. Diese soll er allerdings nicht ersetzen, betont man, sondern bei ihrer Arbeit unterstützen.

Knightscope kämpft mit den gleichen Defiziten wie sein chinesisches Pendant. In der Tat eignet er sich derzeit nur für einfache Kontrollfahrten. Denn er wäre gar nicht schnell genug, etwaige Übeltäter zu verfolgen. Dazu würde eine Jagd auch bei der ersten Treppe enden – denn Stufen sind für den Roboter ein unüberwindbares Hindernis. (gpi, 22.05.2016)