Wanderer, die an diesen Frühlingstagen die Wiener Vorstadt oder Kleingartensiedlungen durchqueren, werden an manchem schmucken Jägerzaun oder Maschendrahtgehege ein Warnschild erblicken. Warnung wovor? Vor dem Hund natürlich. Mit dem Hinweis auf die im Garten versteckte Hunzi-Power wollen Hausbesitzer potenziellen Einbrechern Angst einjagen und sie von ihren bösen Plänen abschrecken.

Warnschilder gibt es in vielen Varianten, die immer auch etwas über den Hundehalter verraten:

  • Die Nüchternen. Greifen zur lapidar formulierten Warnung ("Vorsicht, bissiger Hund!"). Erste Wahl für ästhetisch genügsame No-Nonsense-Typen. Hundehalter ist von Beruf meist Steuerberater oder Controller.
  • Die Verspielten. Tun so, als meldeten sie sich nicht selbst zu Wort, sondern als redete ihr Bello, Wastl oder Hasso für sie: "Hier wache ich!", "Wenn Du mich siehst, ist es schon zu spät!", "Ich bin in fünf Sekunden am Zaun. Und Du?" Hundehalter ist ein großes Kind, das schon früher die sprechenden Tiere im Märchen gern mochte.
  • Die Lustigen. Unterwandern die Ernsthaftigkeit des Warnschildes mit einer ironischen Text-Bild-Schere ("Achtung, bissiger Hund!" neben dem Foto eines mausgroßen Zwergpudels).
    Andere beliebte Witzvarianten: "Vorsicht, scharfer Hund!" über der Karikatur einer Promenadenmischung, die mit einem Fahrradreifen oder Baumstrunk zu kopulieren versucht, bzw. das Bild eines überfressenen, in Rückenlage ächzenden Hunde-Bonvivants neben der Aufschrift "Vorsicht, Kampfhund! Hund kämpft mit seinem Gewicht!" Sehr lustig! Hundehalter ist von Beruf Clown oder Comedian.
  • Die Sonderbaren. Auch sie hängen heitere Warnschilder an den Jägerzaun, haben aber vier kalbsgroße Rottweiler im Hinterhof lauern. Amüsieren sich königlich, wenn sie hinter dem Küchenvorhang hervor beobachten, wie ein Einbrecher in Erwartung einer asthmatischen alten Töle über den Zaun steigt.

Bei diesem Typus Hundebesitzer kann leicht ein kräftiger Schuss Sadismus mit im Spiel sein. Wie diese Leute politisch gewickelt sind und wen sie wählen – das wollen wir lieber gar nicht wissen.

Damit nimmt sich der Krisenkolumnist ein paar Wochen Auszeit und verabschiedet sich von den Leserinnen und Lesern. Bis zum Wiedersehen eine gute und möglichst krisenfreie Zeit. (Christoph Winder, Album, 20.5.2016)