Im politischen Geschäft gilt der Anfänger eigentlich wenig. Wer danach strebt, in einer Partei Karriere zu machen, muss sich während vieler Jahre betonhartes Sitzungsfleisch ersessen haben.

Vom Anfänger, egal, ob blutig oder schon gut durch, unterscheidet man den Neubeginner. Neubeginner wie Reinhold Mitterlehner sind im Grunde ihres Herzens verträumte Menschen. Ein schüchternes Lächeln huscht über ihre Züge, sobald sie ihres nagelneuen Koalitionspartners ansichtig werden. Es ist Frühling, und echten Neubeginnern wird dementsprechend promiskuitiv zumute. Vor allem aber fließt deutsche Lyrik von ihren Lippen. Aus Anlass der jüngsten Nationalratsdebatte ließ "Django" mit einem vielgebrauchten Vers von Hermann Hesse aufhorchen: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne."

Bundeskanzler Kern war bereits vor ihm mit derselben Zauberformel vor die staunende Presse getreten. Immerhin, Hesses Gedicht heißt Stufen und legt ein zuversichtlich stilles Wandern durch alle Lebensstadien nahe. Mehr noch: "Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, / An keinem wie an einer Heimat hängen". Aber der Heimatbegriff gehört eh schon den anderen.

Doch weiter: "Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, / Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen." Das klingt bestimmt wie Zugrattern in den Ohren des Ex-ÖBB-Managers. Jetzt müssen es noch die Bürger raffen. (Ronald Pohl, 20.5.2016)