Wien – Die FPÖ muss sich auf den letzten Wahlkampfmetern mit Ungereimtheiten in der Schilderung einer Israel-Reise ihres Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer herumschlagen. Hofer hatte seine Erlebnisse in mehreren Interviews, auch mit dem STANDARD, wohl ein wenig ausgeschmückt. Dass der ORF Hofer mit den Ungereimtheiten konfrontierte, wertet FPÖ-Chef Heinz Christian Strache nun als "perfide und widerliche Wahlmanipulation".

Hintergrund der Debatte ist eine Israel-Reise Hofers mit Wiener FP-Politikern Ende Juli 2014, auf die Hofer im Wahlkampf nun mehrmals verwiesen hat. In mehreren Interviews behauptete er, bei dieser Gelegenheit "offiziell als Dritter Nationalratspräsident in der Knesset empfangen" worden zu sein. Außerdem wurde Hofer nach eigener Darstellung Zeuge eines vereitelten Terroranschlags: "Als ich auf dem Tempelberg war, ist zehn Meter neben mir eine Frau erschossen worden, weil sie versucht hat, mit Handgranaten und Maschinenpistolen betende Menschen zu töten", so Hofer im März in der "Presse".

Das Problem dabei: Ein offizieller Empfang Hofers wird weder von der Knesset noch von der israelischen Botschaft in Wien bestätigt und würde auch der Politik Israels widersprechen, keine offiziellen Kontakte mit FP-Politikern zu pflegen. Wie der damals mitreisende Wiener FP-Stadtrat David Lasar im STANDARD nun sagte, fand ein Essen mit der Vizepräsidentin der Knesset statt. An den angeblichen Terroranschlag hat Lasar eine andere Erinnerung als Hofer, der angibt, "mitten in einem Terroranschlag" gewesen zu sein: Man habe mit dem Auto nahe der Klagemauer geparkt und "als wir hinausfahren wollten, durften wir nicht, weil gerade eine Terroristin erschossen wurde, die durch das Tor durchwollte".

Nur leicht verletzt

Laut israelischen Medienberichten (http://go.apa.at/jHp7IC1X) handelte es sich bei der Frau außerdem nicht um eine Terroristin, sondern um eine unbewaffnete jüdische Israelin. Die Angehörige einer radikalen Sekte wurde angeschossen und leicht verletzt, weil sie bei einer Polizeikontrolle nicht anhalten wollte. Und während Hofer von "Handgranaten und Maschinenpistolen" berichtete, wusste ein vom ORF und STANDARD zitierter Sprecher der israelischen Polizei nichts von einem terroristischen Vorfall am fraglichen Tag zu berichten.

Dass der ORF Hofer gleich zwei Mal in den vergangenen Tagen mit den Ungereimtheiten rund um seine Schilderung der Israel-Reise konfrontierte, sorgt nun bei FP-Obmann Heinz Christian Strache für Empörung. Er bezeichnete den ORF in einer Aussendung als "rot-grünen Propagandasender" und forderte eine öffentliche Richtigstellung noch vor der Präsidentenwahl: "Diese perfide und widerliche Wahlmanipulation des ORF muss Konsequenzen haben."

ZiB2-Moderator Armin Wolf wies den Vorwurf via Facebook zurück: Hofer sei zwar Zeuge eines Polizeieinsatzes geworden, bei dem auf eine verdächtige Frau geschossen wurde. Allerdings sei aus der unbewaffneten, leicht verletzten Frau in Hofers Interviews eine zehn Meter neben ihm erschossene Terroristin geworden, die "mit Handgranaten und Maschinenpistolen" auf betende Menschen losgehen wollte: "Ein ORF-Skandal ist das nicht." Hofers Sprecher war für die APA vorerst nicht erreichbar.

Team Stronach hofft auf Hofer

Das Team Stronach setzt bei der Verhinderung des EU-US-Freihandelsabkommens TTIP übrigens auf das zukünftige Staatsoberhaupt – und das soll laut Klubchef Robert Lugar aus dem freiheitlichen Lager kommen. "Ich hoffe auf den künftigen Bundespräsidenten. Norbert Hofer hat sich bereits dezidiert gegen TTIP ausgesprochen", sagte er am Freitag bei einer Pressekonferenz anlässlich einer Klubklausur zu dem Thema. (APA, 20.5.2016)