Folterwerkzeug, Sportgerät oder SM-Maschine: "hl. antonia" von Toni Schmale spielt mit Assoziationen.


Foto: Ovidiu Anton

Es trennen sie nicht nur einige Jahre, auch inhaltlich kommen sie aus ganz verschiedenen Ecken: Was die Arbeiten von Toni Schmale (geb. 1980 in Hamburg) und Sepp Auer (geb. 1939 in Braunau) dennoch verbindet, ist mehr als nur das Material Stahl. Vielmehr ist ihren Skulpturen darüber hinaus noch gemeinsam, dass sie die Grenzen zwischen Objekt und Installation verwischen und den Anschein machen, man könne sie benutzen. In der Schmale und Auer gewidmeten Ausstellung in der Galerie Christine König kann man angesichts beider Positionen – trotz der materiellen Schwere – obendrein lachen.

Bei Toni Schmale, die bei Monica Bonvicini an der Akademie der bildenden Künste in Wien studierte, löst schon die Namensgebung mancher Arbeiten ein Schmunzeln aus: Einer etwas martialisch anmutenden, raumgreifenden Skulptur, die formal an einen Schraubstock erinnert, nannte sie etwa hl. antonia. Die Titelgeberin der Arbeit – und Namenspatronin der Künstlerin – wurde der Historie folgend mit diesem Werkzeug gefoltert, das man heute auch mit einem SM- oder Sportgerät assoziieren würde.

Die Skulptur erzählt also zum einen von den Normierungsversuchen des Frauenkörpers – und damit verbunden auch von Macht- und Gewaltverhältnissen, gleichzeitig lässt sie aber auch eine Interpretation in Bezug auf sexuelle Vorlieben und körperliches Em-powerment zu. Schmales wildkatze ist von solchen Aspekten gar nicht so weit entfernt: Auch sie entzieht sich formal jeder Zuordnung und erinnert am ehesten an eine Kanone, die hier allerdings – eher niedlich als martialisch-bedrohlich – die Größe einer normalen Hauskatze hat.

Spiel mit Zweideutigkeiten

Toni Schmale, die erst kürzlich in der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst (ngbk) in Berlin ausstellte, beherrscht das Spiel mit Größenverhältnissen, aber auch mit Formen, die geschlechtsspezifisch konnotiert sind: korn beziehungsweise kimme titeln zwei Wandobjekte, mit denen sie sich auf Visierungsvorrichtungen von Waffen bezieht. In der Ausstellung sieht man Abstraktionen, durch die man sich freilich weniger an den ursprünglichen Kontext als an feministische Symbole erinnert fühlt.

Damit hat Sepp Auer nun nicht viel tun; allerdings gelingt es auch ihm, das Martialische des von ihm verwendeten Materials aufzubrechen: Seine bildhauerischen Anordnungen in der Galerie König sind eher fragil, provisorisch, nicht "auf ewig" fixiert. Vielmehr vermitteln seine minimalistischen Wandobjekte den Eindruck, als wäre soeben ein abstraktes Bild aus dem einen und eine farbige Leiste aus dem anderen (Bilder-) Rahmen zu Boden gefallen.

War für die Wandobjekte die Auseinandersetzung Auers mit dem Verhältnis zwischen Bild, Skulptur und Installation ausschlaggebend, spielt in die dreidimensionalen Objekte auch seine (nicht nur zustimmende) Beschäftigung mit der Minimal Art hinein: Es handelt sich dabei um Arrangements aus Metall- und Pressspanplatten, die von der Größe her an Möbelstücke angelehnt sind. Mit Notizzetteln, die er teilweise auf die Objekte "pinnt", gibt er ihnen neben der funktionalen und alltagsbezogenen Komponente auch eine poetische Note.

"Sinnlich pur"

Noch deutlicher tritt sein Versuch, die materielle und formale Strenge zu brechen, aber bei einer metallenen Sitzbank zutage: In sie hat er mit den Worten "Sinnlich pur" und einer Telefonnummer den Text einer Zeitungsannonce eingraviert. (Christa Benzer, Album, 21.5.2016)