Wien – Die E-Medikation startet am nächsten Mittwoch im steirischen Bezirk Deutschlandsberg in den Probebetrieb. Von Ärzten verordnete und in Apotheken abgegebene Medikamente werden damit als sogenannte E-Medikationsliste für ein Jahr elektronisch gespeichert. Damit wird die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) um eine weitere Stufe ausgeweitet.

Niedergelassene Vertragsärzte sind künftig verpflichtet, verordnete Medikamente zu speichern. Der Patient bekommt aber zumindest vorerst weiterhin ein auf Papier ausgestelltes Rezept, mit dem er zur Apotheke geht. Durch Scannen des Codes auf dem Rezept kann die Apotheke die Abgabe der verordneten Arzneimittel in der E-Medikationsliste speichern. Nach einem Jahr werden die Daten automatisch gelöscht.

Auch E-Rezept denkbar

Wie der stellvertretende Hauptverbands-Generaldirektor und Projektleiter, Volker Schörghofer, der APA erklärte, ist es denkbar, das Papierrezept in einigen Jahren durch ein E-Rezept zu ersetzen. Die Bürger können über das ELGA-Portal auf www.gesundheit.gv.at ihre E-Medikationsliste selbst einsehen, speichern oder ausdrucken. Voraussetzung dafür ist allerdings die Handysignatur oder die Bürgerkarte, um sich eindeutig zu identifizieren. Möglich ist dabei auch, die gesamt Liste zu löschen, nicht aber nur einzelne Einträge. Wer keinen Internet-Zugang hat, kann sich an die ELGA-Ombudsstelle wenden.

Einsehen können die Liste nur die behandelnden Ärzte, und zwar 28 Tage ab Beginn der Behandlung bzw. Stecken der E-Card. Sie können damit unerwünschte Wechselwirkungen sowie unnötige Doppelverschreibungen verhindern. Damit auch die Apotheke die gesamte Liste einsehen darf, ist das Stecken der E-Card des Patienten nötig. Die Apotheke hat dann zwei Stunden lang Zugriff auf die Daten. Damit kann sie auch rezeptfreie Medikamente eintragen oder eine Prüfung von etwaigen Wechselwirkungen vornehmen. Nur mit dem Einlesen des Rezepts hat die Apotheke ausschließlich Zugriff auf jene Arzneimittel, die auch am Rezept angeführt sind. Start des Probetriebes für die E-Medikation ist am kommenden Mittwoch im steirischen Bezirk Deutschlandsberg. Rund 60.000 Bürger, acht der neun Apotheken, rund die Hälfte der 57 Vertragsärzte mit E-Card-System, das örtliche Landeskrankenhaus und ein Pflegeheim nehmen zum Auftakt daran teil. Weitere Ärzte können jederzeit dazu kommen.

Der Probebetrieb läuft bis 30. September, es handelt sich dabei um einen Echtbetrieb, es werden keine Daten gelöscht. Mit 1. Oktober soll der Probe- nahtlos in den Vollbetrieb übergehen und auf alle Ärzte und Apotheken ausgeweitet werden. Zunächst soll dann die E-Medikation auf die Steiermark und danach schrittweise ELGA folgend auf ganz Österreich ausgedehnt werden. Zug um Zug soll sie in allen Bundesländern bei Apotheken, niedergelassenen Kassenordinationen und öffentlichen Krankenhäusern in Betrieb gehen.

Rabmer-Koller sieht Meilenstein

Die Vorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Ulrike Rabmer-Koller, sieht in der E-Medikation einen "Meilenstein" in der Weiterentwicklung der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA). Im Gespräch mit der APA meinte Rabmer-Koller, die E-Medikation bringe "definitiv mehr Sicherheit für die Patienten". Wechselwirkungen und Doppelverschreibungen könnten damit verhindert werden. Wichtig ist für Rabmer-Koller, dass jeder Versicherte selbst einen Überblick über seine Medikamente bekommt. Deshalb ist für sie die E-Medikation auch ein weiterer Schritt, den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen. Dass die Ärztekammer, die ja zum Teil ELGA nach wie vor nicht akzeptieren will, Widerstand gegen die E-Medikation leisten könnte, hofft die Hauptverbands-Chefin nicht. Sie sei überzeugt, dass auch die Ärzte die Sicherheit der Patienten in den Mittelpunkt stellen. Und schon der Testlauf 2011 habe zahlreiche Wechselwirkungen aufgezeigt. (APA, 20.5.2016)