Vor über 3,5 Milliarden Jahren dürfte der Norden des Mars von einem Ozean bedeckt gewesen sein, der rund 36 Prozent der Planetenoberfläche einnahm.

Illu.: Nasa/MOLA/Ittiz

Links: Die Illustration zeigt die beiden angenommenen Niveaus des Marsozeans vor (hellblau) bzw. nach (dunkelblau) dem ersten, Tsunami-auslösenden Meteoriteneinschlag.

Rechts: Die beiden Einschläge und ihre Folgen führten zu nachhaltigen Veränderungen an den Küstenlinien.

Illu.: Alexis Rodriguez

Noch heute sind die Spuren der Eisansammlungen, die durch den zweiten Tsunami an Land entstanden sind, deutlich zu erkennen (weiße Pfeile).

Foto: Alexis Rodriguez

Tucson/Wien – Der Mars dürfte in seiner Jugend eine feuchte, durchaus erdähnliche Welt gewesen sein. In den vergangenen Jahren mehrten sich geologische und chemische Hinweise, dass die nördlichen Tiefländer des Roten Planeten vor annähernd 3,5 Milliarden Jahren von einem ausgedehnten Salzwasserozean bedeckt waren. Nach jüngsten Einschätzungen machte dieses mehrere Hundert Meter tiefe Meer über ein Drittel der Gesamtoberfläche des Planeten aus. Möglich war dies nur dank einer bedeutend dichteren, kohlendioxidreichen Atmosphäre und Temperaturen über dem Gefrierpunkt.

Doch nicht alle Fachleute sind sich über dieses feuchtwarme Bild des frühen Mars einig. Einer der Kritikpunkte lautet etwa, dass sich bisher keine eindeutigen Küstenlinien aus dieser Ära feststellen lassen. Zumindest für diese Befundlücke hat nun ein internationales Forscherteam eine spektakuläre Lösung präsentiert – und damit zugleich die Existenz der Marsozeane untermauert: Alexis Rodriguez vom Planetary Science Institute und seine Kollegen fanden überzeugende Hinweise auf zwei Meteoriteneinschläge, die gewaltige Mars-Tsunamis ausgelöst haben und dadurch die Küstenlinien der damaligen Meere nachhaltig veränderten.

50 Meter hohe Wasserwände

Basierend auf Geländeaufnahmen der Chryse-Planitia- und Arabia-Terra-Region und Modellberechnungen datierten die Forscher den ersten Impakt auf einen Zeitpunkt vor rund 3,4 Milliarden Jahren. Der Brocken aus dem All schlug einen 30 Kilometer großen Krater in den Marsboden und schickte mehr als 50 Meter hohe Tsunamiwellen los, die mit großer Wucht gegen die damaligen Küsten donnerten und sie dabei von Grund auf umkrempelten.

Kurz darauf läutete eine dramatische Klimaänderung das Ende des wasserreichen Marszeitalters ein. Der nördliche Ozean schrumpfte und fror zumindest teilweise zu. Der vom zweiten Einschlag wenige Millionen Jahre später verursachte Tsunami dürfte daher auch größere Eismengen an Land geschleudert haben.

Laut der in den "Scientific Reports" veröffentlichten Studie deutet die spezielle Form dieser Eisansammlungen auf einen besonders hohen Salzanteil im Eisozean nach dem ersten Impakt hin. Für Rodriguez hätten damit eventuelle Mikroorganismen auch in den nachfolgenden, harschen Zeiten feuchte Nischen zum Überleben gefunden. (tberg, 19.5.2016)