Wien – Rund 40 Prozent der Teilnehmer an einer von der Bundesschülervertretung initiierten Onlineumfrage rechnen mit einem Fünfer bei der diesjährigen Mathematikmatura. Rund 3.000 Schüler haben bisher an der Erhebung teilgenommen, sagte Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda der APA. Etwa 70 Prozent schätzen die Mathe-Matura demnach als schwer oder sehr schwer ein. Gnesda will deshalb in der kommenden Woche mit dem Bildungsministerium sprechen.

Rund 60 Prozent der Befragten gaben an, dass die vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) zur Verfügung gestellten Übungsaufgaben von den Prüfungsaufgaben abgewichen seien. Gnesda will daher sicherstellen, dass bei den Kompensationsprüfungen (bei denen negative Noten ausgebessert werden können) gleiche oder ähnliche Aufgabenformate wie im Übungspool verwendet werden.

Viele hätten lieber auf dem Computer geschrieben

Weiteres Ergebnis: Drei Viertel der Befragten gaben an, die Deutschmatura mit der Hand geschrieben zu haben – davon hätten aber 60 Prozent lieber auf den Computer zurückgegriffen. Das müsse den Schülern künftig auch ermöglicht werden, sagt Gnesda. Bei der Matura absolvieren die Schüler die Aufgaben im Regelfall derzeit so, wie sie es aus dem Unterricht gewohnt sind.

Die Schüler sind für ihre Einschätzungen bei der Umfrage auf das eigene Gefühl und erste inoffizielle Rückmeldungen ihrer Lehrer angewiesen. Die Notenkonferenzen finden Mitte beziehungsweise Ende der kommenden Woche statt, die Kompensationsprüfungen stehen am 6. und 7. Juni an.

Grüne Kritik an unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad

Die Grünen üben Kritik an der vermeintlich im Vergleich zum Vorjahr schwierigeren heurigen Mathematik-Reifeprüfung: "Ein schwankender Schwierigkeitsgrad führt die Zentralmatura ad absurdum", so Bildungssprecher Harald Walser in einer Aussendung.

Der Mathe-Didaktiker Werner Peschek hielt in der "Presse"die Aufgaben dagegen objektiv für nicht schwerer als 2015. Es sei Lehrern unverständlich, dass der Schwierigkeitsgrad heuer im Vergleich zum letzten Jahr höher und die Fragestellungen völlig anders gewesen sein, meinte Walser. Laut Schüler-Rückmeldungen sei besonders die Formulierung der Aufgabenstellungen durch das Bildungsforschungsinstitut Bifie eine Hürde gewesen. "Dass ausgerechnet die Lesekompetenz für die Mathematik-Matura so ausschlaggebend sein würde, damit haben die KandidatInnen nicht gerechnet. Im vergangenen Jahr setzte das Bifie im Teil A stärker auf Multiple-Choice-Aufgaben. Auch das wurde kritisiert, diesmal ist das Pendel ins andere Extrem umgeschlagen."

Peschek erklärt möglicherweise schlechtere Ergebnisse bei der Matura anders. "Vom Mathematischen her war sie sehr ähnlich." Allerdings habe es etwas weniger Routineaufgaben gegeben. "Das ist auch gut so. Aber das kann zur Folge haben, dass die Klausur für Schüler, die mehr auf Reproduktion geübt haben, schwieriger erscheint. Für jene, die mehr auf Verständnis geübt haben, macht es keinen Unterschied."

Nicht nachvollziehbar

Walser fordert ein Forschungsprojekt zur Formulierung von Fragestellungen, das diese für alle verständlicher machen soll. Ein solches sei zuletzt aber abgelehnt worden. "Das ist nicht nachvollziehbar. Das Bildungsministerium muss dringend dafür sorgen, dass die Zentralmatura endlich in einem absehbaren Format und jährlich vergleichbarem Schwierigkeitsgrad bereitgestellt wird."

Im Burgenland an AHS wohl rund 20 Prozent Fünfer

Im Burgenland dürfte es im AHS-Bereich bei der Mathematik-Matura rund 20 Prozent Fünfer gegeben haben. Allerdings könne es noch Abweichungen geben, da noch nicht alle Arbeiten fertig korrigiert seien, so Landesschulratspräsident Heinz Josef Zitz. Im BHS-Bereich habe es deutlich weniger Fünfer gegeben. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren bei der schriftlichen Mathe-Matura an den AHS im Burgenland (das damit auch in etwa im Österreich-Schnitt lag) etwa zehn Prozent der Arbeiten negativ. Es gebe aber auch heuer Klassen, in den es keinen einzigen Fünfer gegeben habe und jede Menge "Sehr Gut", so Zitz. Insgesamt sei dies ein Ergebnis, das für die Schwierigkeit der Mathematik-Matura akzeptabel sei, wobei diese heuer schwerer gewesen sei. (APA, 20.5.2016)