"So, wie das Angebot jetzt ist, kann man nur Hofer wählen und beten für ihn und für Österreich", meint Salzburgs Weihbischof Laun.

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Wien/Salzburg – Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun spricht sich offen für den freiheitlichen Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer aus. "So wie das Angebot jetzt ist, kann man nur Hofer wählen und beten für ihn und für Österreich", schreibt Laun in einem am Donnerstag auf dem Internetportal kath.net veröffentlichten Gastbeitrag.

Was man von Hofer lese und höre, sei vernünftig. "Dass ihn die Linken hassen und mit ihrer erprobten 'Nazikeule' prügeln, spricht eher für und nicht gegen Hofer." Laun geht davon aus, dass Hofer, "durch sein Gewissen vermittelt, Gott in den wesentlichen Punkten gehorchen wird".

Van der Bellen ein "Kirchenfeind"

Für den "linksextremen Kandidaten" Alexander Van der Bellen findet Laun kein gutes Wort. "In allen heiklen und gefährlichen Fragen, vom Lebensschutz über die Gottesfrage bis Gender, steht er auf der falschen Seite." Kritik übt Laun auch an Teilen der Kirche wie der Katholischen Frauenbewegung, die sich für Van der Bellen ausgesprochen haben: "Dass Christen darüber entweder nicht nachdenken oder, noch schlimmer, bereits so gehirngewaschen sind, dass sie bereit sind, lieber einen erklärten Gottes- und damit auch Kirchenfeind zu wählen, und andere dazu auch noch verführen wollen – zeigt, in welchem Zustand bestimmte Kreise in der Kirche sind."

Kein katholischer Kandidat

Für die katholische Kirche in Österreich sind Wahlempfehlungen sehr ungewöhnlich. Laun bricht mit einem jahrzehntelangen Usus, wonach Bischöfe nicht für politische Kandidaten werben. Kardinal Schönborn betonte das noch mal in einer Aussendung: "Angesichts verschiedener Stellungnahmen in den letzten Tagen, insbesondere nun von Weihbischof Andreas Laun, möchte ich als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz darauf hinweisen, dass es auch diesmal keine Wahlempfehlung der katholischen Kirche als solcher gibt und auch nicht geben wird". Der Kardinal wies auch darauf hin, dass in der Stichwahl am kommenden Sonntag "das erste Mal in der Geschichte der Zweiten Republik kein katholischer Kandidat teilnimmt."

Indirekte Empfehlung

Doch ganz ohne Empfehlung kommt auch Kardinal Schönborn nicht aus: "Eine gute Wahlentscheidung kann sich nicht nur auf Aussagen der Kandidaten zu Kernanliegen der Kirche wie dem Lebensschutz beziehen, sondern muss auch viele andere Komponenten einbeziehen wie die Haltung der Kandidaten zu den Schwachen der Gesellschaft, zu denen auch die Migranten gehören, zur Zusammenarbeit in Europa, zur Verantwortung Österreichs in der internationalen Staatengemeinschaft".

Bedenken der Kultusgemeinde

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, wies darauf hin, dass die Kultusgemeinde zwar üblicherweise keine Empfehlungen abgebe, brachte aber auf Facebook seine Bedenken zum Ausdruck: "Der zur Bundespräsidentenwahl stehende Kandidat Norbert Hofer ist stellvertretender Vorsitzender der FPÖ, die auch Politiker und Funktionäre mit antisemitischem und rechtsradikalem Gedankengut beheimatet. Aus diesem Umfeld kommen immer wieder rassistische und antisemitische Ausfälle, wie die Bezeichnung von Asylwerbern als 'Höhlenmenschen' durch einen Landesparteivorsitzenden oder die Bezeichnung von KZ-Überlebenden als 'Landplage' in einer FPÖ-nahen Zeitung, um zwei Beispiele zu geben."

Deutsch ruft dazu auf, zur Wahl zu gehen: "Jede Stimme zählt! Umso wichtiger ist es daher, genau zu bedenken, wem man seine Stimme gibt." (völ, 19.5.2016)