In den letzten Tagen vor der Stichwahl zwischen dem freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer und dem grünen Anwärter Alexander Van der Bellen nimmt der Präsidentschaftswahlkampf seltsame Züge an. Die noch nicht deklarierten Prominenten geben doch Wahlempfehlungen ab, Parteien und Vereine kommunizieren nur noch über Aussendungen.

Carmen Schimanek, freiheitliche Frauensprecherin, freute sich über eine Wahlempfehlung der Katholischen Frauenbewegung Österreichs. Nur, diese gab es nicht. Darauf hingewiesen, korrigierte Schimanek den Irrtum aber nicht, was Veronika Pernsteiner, die Vorsitzende der katholischen Frauen, zu einer Aussendung bewog: Schimanek und Hofer würden einen Kommunikationsstil vertreten, der für "schwere Manipulation" stehe. Das zeige auch die nichtgegebene Wahlempfehlung. Dieses Verhalten wollen daher die katholischen Frauen nicht unbeantwortet lassen, damit das nicht gesellschaftsfähig werde.

Deswegen habe die Bewegung ihre Position für die Stichwahl überdacht und ruft dazu auf, Hofer nicht zu wählen. Dass Hofer, wie Schimanek schreibt, als "praktizierender Christ die viel logischere Wahl" wäre, sieht Pernsteiner anders: "Wir erwarten von einem Bundespräsidenten kein Glaubensbekenntnis, sondern Grundhaltungen, die mit einer christlichen Ethik vereinbar sind, mithin die Bereitschaft zum aufrichtigen, wertschätzenden Dialog."

Ein bisschen kriminell

Auch über das Ziel hinausgeschossen ist die Schauspielerin Katharina Stemberger mit ihrem Einsatz für Van der Bellen. Bei dem Konzert "Stimmen für Van der Bellen" am Pfingstsonntag rief sie von der Bühne aus dazu auf, einen blauen Bundespräsidenten zu verhindern. "Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, nur nicht kriminell werden – also nicht sehr." Für Empörung sorgte diese Aussage bei der angesprochenen Partei. Der blaue Generalsekretär und Wahlkampfleiter Herbert Kickl brachte gegen Stemberger eine Anzeige wegen Verhetzung ein. Für ihn geht aus dem Kontext klar hervor, dass die Schauspielerin zu Gewalt aufrufe. "Wer kriminelle Handlungen gutheißt, macht nichts anderes, als zu Hass aufzustacheln und Hetze zu betreiben", empörte sich Kickl.

Van der Bellen erklärte in der ZiB2, die FPÖ sei "humorlos". Die Aussage Stembergers sei in "keiner Sekunde ernst gemeint gewesen".

Einig sind sich beide Hofburganwärter in der Ablehnung der Demonstration gegen Hofer, die für Donnerstag in der Wiener Innenstadt geplant ist. Die Offensive gegen rechts hat eine Kundgebung für 17.30 Uhr auf dem Ballhausplatz angemeldet. Der Aufruf auf ihrer Facebook-Seite zeigt einen durchgestrichenen Norbert Hofer mit den Worten "Kein rechtsextremer Burschenschafter als Bundespräsident". Van der Bellen wertet die Veranstaltung nicht als Unterstützung und betonte, dass es ihm lieber sei, für etwas zu demonstrieren als gegen eine Person.

In Eisenstadt konnten unterdessen mehrere Verdächtige gefasst werden, die über Wochen hinweg Hofer-Wahlplakate beschädigt haben sollen. Nun seien sie auf frischer Tat ertappt worden, sagte der burgenländische FP-Klubobmann Géza Molnár. Die Täter seien dem Vernehmen nach geständig, der Schaden belaufe sich auf einige tausend Euro. (mte, 19.5.2016)