Ankara/Berlin – Die türkische Staatsführung hat den deutschen Bundestag davor gewarnt, die Vertreibung der Armenier durch das Osmanische Reich als Völkermord einzustufen. "Darüber ohne historischen und juristischen Beweis zu reden ist nichts anderes als politischer Missbrauch", sagte der Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, Ibrahim Kalin, am Mittwoch. Das Thema sei eigentlich überwunden, werde aber "unter verschiedenen Vorwänden immer wieder aufs Neue auf die Tagesordnung gesetzt".

Beratung im Bundestag am 2. Juni

Der deutsche Bundestag will die Vertreibung der Armenier im Jahr 1915 als Völkermord einstufen. Am 2. Juni wird der Antrag von Union, SPD und Grünen mit dem Titel "Erinnerung und Gedenken an den Völkermord an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten vor 101 Jahren" beraten.

Bei den Massakern an den Armeniern kamen Schätzungen zufolge zwischen 800.000 und 1,5 Millionen Angehörige der christlichen Minderheit im Osmanischen Reich ums Leben. Die Türkei als Rechtsnachfolger des Osmanischen Reichs hat das bedauert, bestreitet aber vehement, dass es sich um Völkermord gehandelt habe. (APA, 18.5.2016)