Der 16-jährige Afghane, der wegen Mordes angeklagt ist, wurde von Justizwachebeamten in den Saal geführt. Er sitzt in Puch-Urstein in U-Haft.

APA/Barbara Gindl

Bei zwölf Angeklagten, deren Pflichtverteidigern und zahlreichen Medienvertretern wurde es eng im Gerichtssaal. Der Prozess wurde in einem zweiten Raum per Video übertragen, um die Öffentlichkeit zu wahren.

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Salzburg – Eifersucht, Ehre, Drogen, zwei miteinander verfeindete bewaffnete Gruppen und am Ende ein Toter: Was sich am 22. September im Lehener Park in der Stadt Salzburg genau abgespielt hat, soll nun der am Mittwoch gestartete Großprozess in Salzburg klären.

Es wurde eng im Saal E18 im Ausweichquartier des Salzburger Landesgerichts. Zwölf Angeklagte und deren Pflichtverteidiger mussten in dem Raum Platz finden. Angeklagt sind acht junge Afghanen und vier Türken zwischen 16 und 36 Jahren, die sich am 22. September im Lehener Park zu einem Kampf verabredet hatten. Ein 50-jähriger Türke starb an den schweren Verletzungen, die er bei dem Streit davontrug. Ein 16-jähriger Afghane, der ihm ein Messer in den Rücken gestochen haben soll, ist deshalb wegen Mordes angeklagt.

Den sieben weiteren Afghanen wirft die Staatsanwaltschaft schwere Körperverletzung mit Todesfolge vor. Die vier Türken sind wegen Raufhandels angeklagt. Sie müssen sich nun vor dem Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richterin Betttina Maxones-Kurkowski verantworten.

50-Jähriger erlag im Spital den Verletzungen

Die Afghanen trafen sich zunächst am Hauptbahnhof, wo sie mehrere Waffen versteckt hatten, schilderte Staatsanwalt Leon-Atris Karisch. Sie rüsteten sich mit Messer, Glasflaschen und Holzprügel aus und gingen zum Lehener Park. Die Türken kamen mit dem Auto, sahen, dass die Afghanen bewaffnet waren, und zerlegten einen Plakatständer, um aus den Holzlatten Schlagwaffen zu machen. Die verfeindeten Gruppen gingen aufeinander los.

Die zahlenmäßig unterlegenen Türken zogen sich zurück, wobei der 50-Jährige stürzte. Er wurde von vier Afghanen eingeholt, die laut Anklage massivst auf ihn einschlugen. Ein 22-Jähriger schlug ihm demnach mit einer Glasflasche auf den Kopf, der 16-Jährige rammte ihm das Messer in den Rücken. Das Opfer konnte sich schwer verletzt aufraffen und flüchten, stürzte aber erneut, und die Jugendlichen gingen wieder auf ihn los. Die restlichen Türken konnten währenddessen zum Auto gelangen, fuhren zu dem Schwerverletzten und zerrten ihn ins Auto. "Dabei mussten sie selbst wieder einstecken", sagte der Staatsanwalt. Die Männer fuhren den 50-Jährigen ins Krankenhaus, wo er seinen Verletzungen erlag.

Eifersucht und verletzte Ehre als Auslöser

Vorangegangen war dem Kampf eine Auseinandersetzung am 21. September. Der Sohn des Verstorbenen und Neffe des Neuntangeklagten soll die Freundin eines Afghanen angesprochen haben. "Das hat ihm nicht gepasst", sagte Staatsanwalt Karisch. Die Afgahnen seien auf ihn losgegangen und hätten mit Gürtelschnallen auf ihn eingeschlagen.

Woraufhin der Onkel des Türken, sein Vater und zwei derer Freunde am Tag darauf aus Bischofshofen nach Salzburg fuhren, um die Afghanen zu schnappen, schildert Karisch. Unter dem Vorwand, sie wollten Drogen kaufen, lockten sie die Burschen zum Auto. Die Afghanen merkten allerdings, dass es nicht um Drogen ging, und liefen zunächst weg, verständigten sich dann aber telefonisch mit den Türken und verabredeten sich mit ihnen zum Kampf am Abend. Der Tathergang lasse sich mit harten Fakten beweisen, so der Staatsanwalt. Es gebe DNA-Spuren, die sich mit Zeugenaussagen und einem Handyvideo decken.

Vorbestraft wegen Cannabishandels

Einige der angeklagten Afghanen streiten ab, an der Schlägerei beteiligt gewesen zu sein, andere geben das zwar zu, behaupten aber, sich nur gewehrt zu haben. Nur ein Teil der Angeklagten hat sich bisher geständig gezeigt. Der wegen Mordes angeklagte 16-Jährige bestreitet eine Mordabsicht. Er habe nur einen anderen verteidigen wollen, der von dem 50-Jährigen attackiert worden sei, lautet seine Verantwortung. Die zwölf Angeklagten sind teilweise unbescholten, teilweise einschlägig vorbestraft.

Drei der beschuldigten Afghanen standen im Dezember wegen Cannabishandels im Lehener Park vor Gericht, darunter der 16-Jährige. Der Prozess wurde im April beendet, der 16-Jährige erhielt bereits im Dezember wegen unerlaubten Umgangs mit Suchtgiften ein Jahr Probezeit im Rahmen einer Diversion.

Der Prozess geht am Donnerstag weiter, verhandelt wird voraussichtlich zwei Tage pro Woche bis in den August. (Stefanie Ruep, 18.5.2016)