Es gibt nur eine Region in Europa, wo Österreich wirklich etwas zu sagen hat. Und das ist der Balkan. Deshalb haben wir hier wirklich etwas zu verlieren: wirtschaftlich, politisch und diplomatisch. Bisher hat sich Österreich immer für eine Demokratisierung und – mithilfe eines ausgewogenen Verhältnisses zu allen Volksgruppen – für Stabilität eingesetzt. Diese Politik ist durch die einseitige Haltung der FPÖ in der Region in Gefahr.

Norbert Hofer erinnert an eine bestimmte Art von Balkanpolitiker, der innenpolitische Probleme der Nachbarn im eigenen Land benutzt. So hat er sich für die Unabhängigkeit des bosnischen Landesteils Republika Srpska (RS) ausgesprochen, um bei Austroserben zu punkten. Offenbar sind manche FPÖ-Politiker erpicht, vom Balkan zu lernen und den völkischen Nationalismus nach Österreich zu reimportieren. Johann Gudenus und Harald Vilimsky saßen vergangenen Samstag mit dem prorussischen Separatisten Milorad Dodik auf einer Bühne in Banja Luka. Dodik hatte am Samstag auch den Sohn des Exgenerals Ratko Mladic, Darko Mladic, eingeladen. Ratko Mladic ist wegen des Genozids an Muslimen in Srebrenica angeklagt.

Wenn die FPÖ und Hofer die Abspaltung der RS unterstützen, ist das gefährlich. Bosnien-Herzegowina ist bis heute fragil. Ideologisch ist die Nähe offensichtlich: Wenn Hofer für eine Volksabstimmung in Südtirol eintritt, bedient er die gleichen völkischen Vorstellungen vom Regieren. (Adelheid Wölfl, 17.5.2016)