Rucksacktouristen, die sich ihre Reise durch Australien mit Gelegenheitsjobs finanzieren, hätten kräftig zur Kasse gebeten werden sollen.

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Sydney – Rucksacktouristen in Australien, die ihre Reisekasse mit kleinen Gelegenheitsjobs auffüllen, können vorerst aufatmen: Nach heftigen Protesten will die Regierung die Steuer auf Ferienjobs doch nicht wie geplant zum 1. Juli einführen. Sie werde zunächst um sechs Monate verschoben, um die Pläne nochmals zu überdenken, sagte die stellvertretende Finanzministerin Kelly O'Dwyer am Dienstag.

In Australien werden Steuern normalerweise erst nach einem Jahreseinkommen von über 18.200 australischen Dollar (11.722 Euro) fällig. Nach den Plänen der Regierung sollten Touristen, die mit dem sogenannten Working-Holiday-Visum reisen, jedoch für jeden Dollar, den sie verdienen, ab dem 1. Juli 32,5 Cent Steuern zahlen.

Scharfe Kritik

Getroffen hätte das vorwiegend junge Leute, die ihre monatelangen Reisen durch den Kontinent gerne mit Gelegenheitsjobs in Landwirtschaft oder Gastronomie finanzieren. Das Land verzeichnet jedes Jahr rund 600.000 solcher Rucksacktouristen aus dem Ausland, und vor allem die Landwirtschaft verlässt sich gerne auf diese jungen Saisonarbeiter. Die Tourismusbranche wiederum fürchtete, die jungen Reisenden könnten wegen der Steuer Australien meiden und künftig lieber nach Neuseeland oder Kanada kommen.

Entsprechend scharf waren die Proteste. Eine Online-Petition gegen die Pläne der Regierung sammelte binnen kurzer Zeit 50.000 Unterschriften. Handelskammer, Landwirtschaft und Tourismusbranche liefen Sturm. Sie verwiesen darauf, dass junge Rucksacktouristen nicht nur ungeliebte Arbeiten erledigten, sondern einen Großteil ihrer verdienten Dollar gleich vor Ort auch wieder ausgäben.

Vize-Finanzministerin O'Dwyer sagte nun, die Regierung habe auf die Einwände gehört. Für den 2. Juli sind in Australien Neuwahlen angesetzt, möglicherweise spielten sie beim Aufschub der "Backpacker-Steuer" ebenfalls eine Rolle. (APA, AFP, 17.5.2016)