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Papst Franziskus, hier bei einer Generalaudienz im Vatikan, hat mehrfach angekündigt, die Position von Frauen in der katholischen Kirche zu stärken.

Foto: Reuters/Bianchi

Rom – Die Ankündigung wirkte improvisiert, beinahe beiläufig: Bei einer Konferenz von 870 Generaloberinnen katholischer Frauenorden aus aller Welt im Vatikan hat sich Franziskus Ende vergangener Woche Fragen der Teilnehmerinnen gestellt. Gesprochen wurde über alles Mögliche, eine der Fragen war sehr konkret: Was er von Idee weiblicher Diakone halte, wollte eine Oberin wissen. Und ob es nicht sinnvoll wäre, eine Kommission einzusetzen, um die Sache zu prüfen. Fast intuitiv antwortete der Papst: "Es wäre sicher gut für die Kirche, wenn diese Frage geklärt würde." Und: "Ich akzeptiere den Vorschlag. Ich werde eine Kommission in die Wege leiten." Heute seien Diakoninnen "eine Möglichkeit" – DER STANDARD berichtete.

Noch selten hat ein Papst eine – zumindest potenziell – derart weitreichende Ankündigung in einem so informellen Rahmen gemacht. Immerhin geht es um die Rolle der Frauen in der Kirche – und indirekt um das größte kirchliche Tabu. Nämlich: Warum eigentlich bleibt die Hälfte der katholischen Gläubigen auch im dritten Jahrtausend nach Christus von geweihten Ämtern ausgeschlossen? Könnte Franziskus in diese Frage Bewegung bringen, dann wäre dies ein fundamentalerer und spektakulärerer Kurswechsel als alle seine bisherigen Reformen zusammengenommen.

Kurie überrumpelt

Die Kurie war völlig überrumpelt von der Ankündigung. Selbst Vatikansprecher Federico Lombardi wusste von nichts. Es sei zu früh, um Aussagen über die genauen Absichten des Papstes zu machen; es habe sich um eine "spontane Äußerung" von Franziskus gehandelt, wiegelte Lombardi ab. Vielleicht, so Lombardi, wolle der Papst lediglich die Rolle von weiblichen Diakonen in der Frühkirche, wie sie etwa im Römerbrief von Paulus überliefert sind, historisch aufarbeiten lassen. In der Tat hat der Papst keine Angaben zur Aufgabe und Zusammensetzung der künftigen Kommission gemacht. Aber es wäre abwegig zu glauben, dass Bergoglio eine so wichtige Frage von Fachleuten abklären lässt, ohne mögliche Konsequenzen für die heutige Praxis im Auge zu haben.

Diese ist klar: Nur ein getaufter Mann kann das Weihesakrament empfangen. In der katholischen Kirche ist das Diakonat (abgeleitet von altgriechischen Wort diákonos – "Diener, Helfer") die erste sakramentale Weihestufe. Danach kommen die Priester- und schließlich die Bischofsweihe. Diakone übernehmen in Auftrag des Priesters Aufgaben im liturgischen und seelsorgerischen Dienst; sie dürfen in einer Messe die Predigt halten, die Sakramente der Taufe und der Ehe spenden und auch Trauergottesdienste halten.

Priestermangel

Verwehrt bleiben ihnen die nur Abnahme der Beichte, die Vornahme der Letzten Ölung und das Feiern der Eucharistie.

Franziskus hat seit seiner Wahl zum Papst vor gut drei Jahren schon mehrfach erklärt, dass er die Position der Frauen in der Kirche verbessern wolle. Dafür spricht auch der Priestermangel: Zahlreiche Bistümer in Europa setzen längst auf Ständige Diakone und können trotzdem nicht alle Pfarren ausreichend mit Personal ausstatten. Diakoninnen würden die Rekrutierungsbasis entscheidend vergrößern.

Keine Vollmacht

Aber einfach wird es nicht werden. In seinem apostolischen Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von 1994 hat Papst Johannes Paul II. unmissverständlich festgehalten, "dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben". Das hat bisher auch Franziskus getan. Die Weihe zum Diakon ist aber nicht dasselbe wie zum Priester, und wenn Frauen in katholischen Gotteshäusern erst einmal predigen, Kinder taufen und Eheleute trauen, dürfte sich diese Unterscheidung in der allgemeinen Wahrnehmung schnell verwischen. Vielleicht ist ja gerade das, worauf der listige Papst spekuliert. (Dominik Straub, 16.5.2016)