Die Denkmalschützer können sich freuen: wieder ein Hochhaus verhindert. Der Verein Icomos, der die Unesco berät, kann sich ebenfalls freuen: Er liefert getreulich Rohberichte, die alle aufragenden Zeichen moderner Architektur als "mit dem Weltkulturerbe nicht vereinbar" bezeichnen. Und Stadträtin Maria Vassilakou kann aufatmen: Sie hat einen Aufstand ihrer grünen Basis mit ihrem Nein zum Heumarkt-Projekt verhindert.

Nun kann man grundsätzlich hinterfragen, nach welchen Kriterien die Stadt Wien sensible Flächen an Investoren vergibt, die dann Luxuswohnungen bauen, die sich das Gros der Wiener nicht leisten kann. Man kann auch die Frage stellen, wozu Wien Weltkulturerbe sein wollte, wenn es die rigiden Unesco-Auflagen nicht einhalten mag.

Was man nicht kann: Investor Michael Tojner in diesem Fall vorwerfen, er sei ein Spekulant. Im Gegenteil: Er hat sich an alle Vorlagen der Stadt gehalten. Das Projekt des brasilianischen Architekten Isay Weinfeld hätte die öffentliche Zone zwischen Konzerthaus und Hotel Intercontinental massiv aufgewertet, eine Straße, die den Platz durchschneidet, wäre verlegt worden (Hallo, Grüne!). Und: Tojner hätte die 30 Millionen Euro teure Sanierung des Eislaufvereins übernommen. Das ist nun alles hinfällig.

Ein innerstädtischer Platz gammelt weiter vor sich hin. Die Gegner des Heumarkt-Projekts sollten ihre Freude nochmals überdenken. (Petra Stuiber, 14.5.2016)