Österreich hat eingelenkt – zumindest vorerst. Nachdem die heimische Polizei und Politik knapp davor waren, sich aufgrund ihrer unverständlichen Sturheit international zu blamieren, verkündete Innenminister Wolfgang Sobotka am Freitag gemeinsam mit seinem italienischen Amtskollegen, dass auf Kontrollen des historisch bedeutsamen Grenzübergangs auf dem Brenner verzichtet wird, solange denn alles so bleibt, wie es derzeit ist – sprich: es ohnehin keine Flüchtlinge bis dorthin schaffen.

Diese Ansage lässt zwar weiterhin einiges an Spielraum, war aber dennoch dringend notwendig. Trotzige Verkündigungen wie (sinngemäß): Wir bauen Pfeiler auf, um jederzeit bereit zum Mauern zu sein, es hat aber eh niemand vor, einen Zaun einzuhängen – erinnern an Diplomatie vom Pausenhof. Zahlreiche internationale Politiker von Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel bis hin zu EU-Größen hatten in den vergangenen Wochen versucht, den sich kontinuierlich von den anderen abschottenden österreichischen Schulkameraden umzustimmen – bisher vergebens.

Aber wir können doch nicht anders, die lausig kontrollierenden Italiener sind schuld, lautete die patzige Gegenargumentation. Österreich drohte zum Klassenclown zu werden. Dabei war die hierzulande verbreitete Panik völlig unbegründet: Seit Monaten patrouillieren österreichische Polizisten im Rahmen einer "trilateralen Vereinbarung" in Italien. Kontrollen gibt es ohnehin längst. (Katharina Mittelstaedt, 13.5.2016)