Der Limousine schiebt Renault den Kombi nach, und er wird natürlich den Löwenanteil des Talisman-Absatzes ausmachen.

Foto: Renault
Grafik: der Standard
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Jura – Punktuell blitzt sie noch auf, die berühmte französische Extravaganz. Weniger im Grunddesign oder beim Fahrwerk – da nähern sich die Federungsbeauftragten inzwischen in ihrer Philosophie weltweit immer mehr an (sofern sie ihr Handwerk verstehen). Aber etwa der Sitzkomfort. Und diese Art, die mannigfaltigen Möglichkeiten zu nutzen, die das LED-Licht den Designern eröffnet; Renault zieht da so einen tief gesetzten Schminkstrich unter den Korpus der Hauptscheinwerfer. Gefällt nicht jedem, hat aber was.

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Oder das Bediensystem. Aufgestelltes Tablet. Klar, so was kennt man auch von Tesla und Volvo, ist bei Renault aber erstmals in der wirklich ganz großen Serie angekommen. Und wenn das jetzt von der Bedienführung mitunter alles andere als logisch ist (Beispiel: Navi-Autozoom nicht deaktivierbar), so hat auch das Tradition bei den Franzosen – gerne ein wenig anders denken; sich das linke Ohr mit der über das Haupt gelegten rechten Hand kratzen, sozusagen.

Alltagstauglichkeit

Aber was reden wir da, wir befinden uns in einem Kombi, und da interessiert Sie bestimmt das Wesentliche. Alltagskönnen, Kofferraum, Flexibilität, Variabilität. Deshalb sehen wir uns erst mal am Heck um, kraxeln hinten rum auf der Rückbank, lassen die Sitze getrennt umploppen oder zusammen, und wenn das alles spielend leicht geht und die imaginären Bücherregale, Waschmaschinen, das Sportzeugs ohne große Verrenkungen verstaut sind, lässt sich sagen, die verstehen ihr Handwerk. Und ja, sie verstehen es. Auch ist die Ladekante bedienfreundlich niedrig, und dann war da noch die Sache mit dem hecktüröffnenden Kick unter den Stoßfänger.

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Immer wieder merkt man bei so was, dass die Franzosen einst Pioniere bei jenen Raumkonzepten waren, die heute mehr und mehr ins Hintertreffen geraten angesichts des allseits grassierenden SUV-Virus, den Vans, und dort gelernt haben, wie man vorhandenen Raum optimal nutzt.

Nutzraum en gros

Vorhanden wäre hier ein von 572 bis 1681 Liter variierbarer Kofferraum, das ist für einen Lifestyle-Kombi ein tadelloser Wert. Mit 4,87 Metern Länge haben wir mit dem Talisman Grandtour nicht nur den größten und nobelsten aller Renault-Kombis vor uns, er muss sich auch messen mit brutal harter Konkurrenz, und wenngleich die nackten Zahlen natürlich nicht von letztgültiger Aussagekraft sind, zum Vergleich kann man sie dennoch gut heranziehen.

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So bietet etwa der VW Passat Variant auf 4,77 m Länge 650 bis 1780 Liter Kofferraum, der Skoda Superb Combi (4,86 m) 660 bis 1950, der Ford Mondeo Traveller (4,87 m) 525 bis 1630, der Opel Insignia Sports Tourer (4,91 m) 540 bis 1530, der Mazda6 Sport Combi (4,80 m) 522 bis 1648. Wie man sieht: Renault ist vorne mit dabei.

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Dass der Platz für die Insassen ebenfalls großzügig bemessen ist, ist eine weitere Erkenntnis der ersten Testfahrten, zu denen der Hersteller in den üppig grünen französischen Jura geladen hatte. Bei den Fahreigenschaften ist alles in Richtung Komfort ausbalanciert. Und beim Motorenprogramm – drei Diesel und zwei Benziner, 110 bis 200 PS – setzt man in erster Linie auf Sparsamkeit und erst in zweiter auf forsches Draufgängertum. Der Kultiviertheit dieses Fahrzeuges angemessen. (Andreas Stockinger, 17.5.2016)

Nachlese:

Renault Talisman: Da Glück ist ein Vogerl

Hyundai i40: Gekommen, um zu bleiben

Ford Mondeo: Lange Zähne, große Augen