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Der US-Online-Händler Amazon will künftig seine Waren mit Drohnen ausliefern. Um das Vorhaben voranzutreiben, wurde in der Steiermark nun ein Entwicklungszentrum eingerichtet. Es steht in enger Verbindung zur TU Graz: Sowohl der Leiter, Konrad Karner, als auch mehr als die Hälfte des Teams in Graz sind ehemalige Absolventen der TU, schilderte Forschungs-Vizerektor Horst Bischof auf Anfrage.

Doktorat gemacht

"Wir wissen seit mehreren Monaten über das Vorhaben von Amazon Bescheid und sind natürlich im Gespräch mit dem Entwicklungsleiter, der bei uns sein Doktorat gemacht hat", sagte Bischof, selbst Professor am Institut für Computergrafik und Vision der TU Graz. Karner selbst war am Mittwoch nicht erreichbar. Laut Mitteilung des US-Unternehmens soll das Grazer Entwicklungsteam den Transportdrohnen das "Sehen" beibringen: "Wie intelligente Tiere müssen die Drohnen wissen, ob sie in Schwierigkeiten sind und Zusammenstöße mit Objekten verhindern, ohne dass Menschen eingreifen". Dazu ist es entscheidend, dass Drohnen die ihnen gelieferten Informationen richtig interpretieren und ihre Umgebung richtig einschätzen können. "Bildverarbeitung, 3D-Rekonstruktion und Objekterkennung spielen dabei eine wichtige Rolle", erläuterte Bischof die Herausforderungen, die auf die Grazer Entwickler zukommen.

Nicht nur in Graz

Das geplante Liefersystem mit kleinen "Prime-Air"-Drohnen wird nicht nur in Graz, sondern in verschiedenen Zentren rund um die Welt – u.a. in Cambridge, in Nordamerika und in Israel, entwickelt. Bischof zufolge leitet Karner rund ein Dutzend Mitarbeiter im neuen Amazon Development Center in Graz. Zuletzt war er bei der Grazer Microsoft-Tochter Vexcel Imaging GmbH als Principal Software Engineering Manager tätig, von der sich Microsoft im Februar dieses Jahres getrennt hat. Die aus einer Gründung von TU-Professor Franz Leberl hervorgegangene Firma Vexcel Imaging hat in Graz u.a. hochauflösende Spezialkameras und Scanner und entsprechende Forschung und Entwicklung in Kooperation mit der Grazer TU betrieben. Ein Teil der Mitarbeiter des Unternehmens sei nunmehr ins Amazon Development Center übergewechselt, wie Bischof schilderte.

Zwischenzeitlich sei das Unternehmen im Grazer City Tower nahe des Grazer Stadtzentrums untergebracht. "Uns würde es natürlich sehr freuen, wenn sich das Entwicklungszentrum in der Nähe des Campus ansiedelt", so Bischof. Es habe bereits Gespräche hinsichtlich gemeinsamer Forschungsprojekte gegeben, für PhD-Studenten sei bereits die Möglichkeit für "Praktika" vereinbart worden. (APA, 11.5. 2016)