Bild nicht mehr verfügbar.

Hoffentlich gut eingecremt – ohne Sonnencreme sonnenbaden sollte gänzlich passé sein.

Foto: reuters/Kai Pfaffenbach

Traum und Realität klaffen oft weit auseinander. So wie auch Gefühl und Vernunft. Bestes Beispiel ist die Liebe zur Sonne: Jeden Sommer wieder ist da dieses ambivalente Verhältnis: Die Seele lechzt danach, sich faul an den Strand zu knallen, die Wärme auf der Haut spüren und zur Abkühlung ins Pool oder ins Meer zu springen. Die Vernunft sollte sagen: Achtung! Sonne! Macht Hautkrebs! Nichts wie weg hier!

Die veränderte Einstellung zur Sonnenbräune zeichnet sich auch in Sommerfilmen ab. Aktuell im Kino: "Bigger Splash", ein modernes griechisches Drama auf einer italienischen Insel. Es ist eine zeitgemäße Version des Kultstreifens "Swimmingpool". Allerdings: Während 1969 eine viel zu stark gebräunte Romy Schneider vollkommen ungeschützt nicht nur die Sonne, sondern auch die Eifersucht erleben muss, hat sich das Szenario am Beckenrand ganz offensichtlich geändert.

Denn dort cremt sich Dakota Johnson, die im Film die junge, schöne Verführerin spielt, mit Sonnencreme von Sisley (die teuerste, die es gibt!) ein. Die eigentliche Protagonistin des Filmes, Tilda Swinton, räkelt sich zwar auch genüsslich in der Sonne, ihre Haut bleibt aber schneeweiß. Das Erstaunliche: Sogar Blässe kann sommerlich wirken.

Jeder, der eine Spur Selbstverantwortung für sich übernimmt, weiß mittlerweile: Sonnenbrand ist fast so schlimm, wie sich die Haut mit Messern zu ritzen. UV-Strahlung macht Falten und Flecken und brennt sich in die DNA der Hautzellen ein – und die haben ein Elefantengedächtnis und rächen sich möglicherweise erst nach Jahrzehnten.

Hin und her

Die Langzeitwirkung ist die Bredouille. "Am Abend ist die Sonne genauso schädlich wie um die Mittagszeit", sagt der Wiener Hautarzt Markus Dawid. Er meint damit die UVA-Strahlung und raubt einem damit die letzte Illusion. Uneingecremt sein bei Tageslicht geht einfach nicht. Die toxische Wirkung der Sonne ist für die Anbieter von Sonnenschutzprodukten die neue Herausforderung. Das Unmögliche soll möglich gemacht werden, die gesunde Bräune nämlich. So dunkelbraun wie Romy Schneider und Alain Delon – nur eben ohne schädliche Wirkung.

Die vordergründigste und lebensgefühltechnisch recht schale Variante sind Selbstbräunungsprodukte, die als "Vorbereitung für den Sommerurlaub" angepriesen werden. Sie kurbeln die Melaninproduktion an, also jene Hautzellen, die den braunen Farbstoff in der Haut freisetzen. Der österreichische Naturkosmetikhersteller Ringana bläst mit seinem Bräunungsaktivator in dieses Rohr, bei Lancaster verbindet man das mit einer "Fast Tan Optimizer"-Wirkung.

Immer mehr Produkte sind wasserfest

So ziemlich alle Hersteller versuchen, zum Eincremen zu verführen. Etwa durch ein gelungenes Duftkonzept (La Biosthetique, Sensai) oder durch besonders angenehme Konsistenz wie Gel oder Sprays, die das ehemals fettige Hautgefühl nach dem Einschmieren gar nicht erst entstehen lassen. Zudem dürfte man sich auch Gedanken zu den "Einschmierlücken" gemacht haben. "Sich nach dem Wasser erst trocknen lassen" dürfte auf Platz eins rangieren: Immer mehr wasserfeste Produkte (Biotherm, Shiseido) sollen diese gefährliche Trockenzeit überbrücken. Sie haben eine zweite Wirkung: Sie halten auch Schweiß stand.

Einmal ganz abgesehen vom Strand: La Roche-Posay, Sisley, Sensai oder Eucerin haben getönte Sonnencremen im Programm: Wer seine kleinen Hautfehler kaschieren will, muss nicht mehr zuerst Make-up und dann Sonnencreme verwenden, sondern hat jetzt alles in einer Tube. Und noch ein Trend zeichnet sich ab: kleine, handtaschenfreundliche Produkte, die immer griffbereit sind, zum Beispiel für den Kaffee in der Abendsonne, nach dem Büro zum Beispiel.

Wer seine Sonnendosis messen will, könnte eines der vielen Sonnenarmbänder (etwa von Daylong) tragen: Es wird pink, wenn das erlaubte Maß überschritten ist. Solche Bänder sind auch für die letzten Urlaubstage empfehlenswert. Sie sind UV-technisch am allergefährlichsten. Denn um "braun" nach Hause zu kommen, wird jede Vernunft über Bord geworfen. Will heißen: Es wird nur mehr niedriger Lichtschutzfaktor verwendet, weil "die Haut die Sonne ja schon gewöhnt ist". Zu viel UV macht übrigens auch Cellulite. Blöd, denn der nächste Sommer kommt bestimmt. (Karin Pollack, RONDO, 22.5.2016)

Foto: Hersteller

Biotherm Fluide Solaire Wet & Dry. (29 Euro)

Foto: Hersteller

Shiseido Expert Sun Protection Lotion SPF 50. (38 Euro)

Foto: Hersteller

Sisley Super soin solaires teintés SPF 30. (122,50 Euro)

Foto: Hersteller

La Roche-Posay Anthelios XL 50 Spray. (22,50 Euro)

Foto: Hersteller

Lancaster Sun Control Face 30. (49,95 Euro)

Foto: Hersteller

Nivea Sun Sonnenroller SPF 30. (5,95 Euro)

Foto: Hersteller

Sensai Silky Bronze Cellular Protective Stick 30. (49,95 Euro)

Foto: Hersteller

Daylong Ultra 25 von Galderma. (24,95 Euro)