Wien – Der Strafakt von Francis N., der vergangene Woche in Wien-Ottakring eine Frau ermordet haben soll, zeigt laut der Wochenzeitung "Falter" ein Justizversagen auf. Demnach sei die die Polizei, anders als bisher kolportiert, in diesem Fall nicht untätig gewesen.

Noch am 22. März habe die Polizeiinspektion Brunnengasse per E-Mail die Staatsanwaltschaft aufgefordert, zu handeln und einen "Arbeitsauftrag" zu erteilen, heißt es in dem Bericht. Gegen N. seien zu diesem Zeitpunkt schon vier Strafverfahren im Gang gewesen, unter anderem wegen räuberischen Diebstahls, Körperverletzung, Widerstands und gefährlicher Drohung. Zudem sei er bereits nach 18 Strafanzeigen 26-mal persönlich aufgefordert worden, bei der Staatsanwaltschaft zu erscheinen, allerdings vergeblich.

Passanten auf Kopf geschlagen

Die Staatsanwaltschaft habe auch nach diesem Hinweis keinen Haftbefehl erlassen, berichtet der "Falter" mit Bezug auf den Akt – obwohl N. bereits im Juni 2015 angezeigt worden sei, einen Passanten "ohne ersichtlichen Grund" mit einer Eisenstange auf den Kopf geschlagen zu haben. Auch in diesem Fall habe die Staatsanwaltschaft keinen Gerichtspsychiater bestellt oder eine Anordnung für eine Festnahme erlassen. Weder ein Amtsarzt noch ein Sachwalter seien konsultiert worden.

Laut Fremdenrechtsakt stellte das Innenministerium bereits im vergangenen Sommer einen Antrag auf ein Heimreisezertifikat, um eine Abschiebung durchzuführen. Bis heute ist demnach keine Antwort der kenianischen Botschaft eingelangt. (red, 10.5.2016)