Salzburg – Kindern die deutsche Sprache so schnell wie möglich zu vermitteln, ist Ziel des Rucksack-Projekts in Salzburger Kindergärten. Das Sprachförderprojekt setzt dabei gezielt auf die Muttersprache der Kinder. Die Eltern bekommen über sogenannte Stadtteilmütter Arbeitsmaterialien und Übungen für den Spracherwerb in der Muttersprache für zu Hause vermittelt. Im Kindergarten werden dieselben Übungen dann auf Deutsch gemacht.

"Durch das doppelte Hören ist es einfacher, die deutsche Sprache zu lernen", sagt Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ), die das Projekt gemeinsam mit der Leiterin des Kindergartens am Gebirgsjägerplatz, Helga Walkner, initiiert hat. Neben dem Spracherwerb erfolge auch eine umfassende soziale Integration der Kinder sowie der beteiligten Eltern, sagt Hagenauer. Die Eltern werden bei dem Projekt nicht nur als Muttersprachenlehrer zu Hause eingesetzt. Sie werden auch in den Kindergartenalltag miteinbezogen und treffen sich regelmäßig mit anderen "Rucksack-Eltern".

Stadtteilmütter als Vertrauenspersonen

Sechs Stadtteilmütter, die alle selbst einen Migrationshintergrund haben, unterstützen die Kinder und Eltern und nehmen mit ihnen Sprachübungen durch. Sie dienen als wichtige Unterstützung und als Vertrauenspersonen für die Eltern und begleiten diese auch zu Veranstaltungen und Fortbildungsangeboten oder geben Tipps im Alltag.

2007 wurde das Integrationsmodell in Salzburg in einem Kindergarten gestartet. Vorbild war ein Projekt in Essen in Deutschland. Mittlerweile haben 3000 Kinder und deren Eltern aus 18 Kindergärten am Rucksack-Projekt teilgenommen. Im laufenden Jahr nehmen erneut 300 Kinder an Rucksack-Gruppen teil.

Beratung in der Elternschule

2015 wurde das Projekt auch durch eine eigene Elternschule in Kooperation mit Koko, dem Kontakt- und Kommunikationszentrum für Kinder, erweitert. Die niederschwellige Beratungsstelle begleitet Eltern bei der Kindererziehung und gibt Tipps und Unterstützung. Psychologisch und pädagogisch geschulte Personen halten Fachvorträge und stehen den Eltern für Fragen zur Verfügung.

"Wichtig ist uns, Tradition mit modernen pädagogischen Inhalten zu vereinen", sagt Petra Rebhandl-Schartner, die das Projekt leitet. Die Palette der behandelten Themen in den Elterngesprächen ist groß: "Gewaltfreie Erziehung und Kommunikation in der Familie", "Kinderzimmer in Medienhand" oder "sexuelle Erziehung im Kleinkindalter" sind nur einige der Themen, die heuer behandelt werden.

Seit 2014 ist auch die Stiftung Mozarteum ein Kooperationspartner des Rucksack-Projekts. Die Rucksack-Gruppen erhalten die Möglichkeit, kostenlos die "Lauschkonzerte" des Mozarteums zu besuchen. (Stefanie Ruep, 9.5.2016)