Mit dem gewaltsamen Herausreißen der Schnürsenkel aus den Ösen seiner schwarzen Springerstiefel streift Gabriel Dan, der Protagonist des Romans von Joseph Roth von 1924, auch gefühlt die peinigenden Erlebnisse der vergangenen Jahre ab.

Dargestellt vom Wiaz'haustheater-Gründer Holger Schober verdichtet dieser im Stück den Stoff des Hotel Savoy zu einen Monolog und verlagert die Handlung vom Zimmer 703 im schäbigen sechsten Stock des Originalhotels im polnischen Lódz in das Zimmer 23 im ersten Stock des Wiener Hotel Savoy in der Lindengasse.

Nach Jahren der Entbehrung dem weichen Bett frönend, teilt sich der Kriegsheimkehrer das Zimmer mit seinem gut situierten Kompagnon, dem mit der Revolution liebäugelnden Anarchisten Zwonimir. Gemeinsam lauschen sie den Geschichten und Schicksalen des Hotels, fragen sich, ob der Besitzer des Hotels, Kaleguropulos, denn nun wirklich Grieche sei und was der bieräugige Liftboy Ignatz mit den ganzen gepfändeten Koffern der Hotelgäste anstellt. Dan darf sogar Schreiberling des Milliardärs Henry Bloomfield werden, dessen Anwesenheit im Dorf Leben verändern sollte, den aber gänzlich andere Beweggründe antreiben. Auch die Liebschaft mit der Varieté-Tänzerin Stasia, aus der dann ja gar keine Liebschaft wurde, findet Platz in der Inszenierung des Stoffes von Julia Faßhuber.

Maximal zwölf Zuseher haben auf den Stühlen in den freien Ecken des Hotelzimmers Platz, während Schober von Tür zu Bett zu Waschtisch zu Kommode stürzt.

Schobers Konzept, Theater an theaterfremde Orte zu bringen, funktioniert im Savoy ganz natürlich, das Einreißen der vierten Wand gelingt ebenso, erzeugt zum Teil Beklemmung, sorgt jedoch für ein Hautnahfeeling. (ka, 9.5.2016)