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Trump hat einen innerparteilichen "Krieg" ausgelöst, befindet CNN.

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Trump schielt zusehends auf demokratische Wähler und attackiert Hillary Clinton – unter anderem wegen der Affären ihres Mannes.

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Washington – Im US-Präsidentschaftswahlkampf hat der republikanische Bewerber Donald Trump die Demokratin Hillary Clinton wegen der Untreue ihres Mannes hart attackiert. Mit Blick auf Affären von Ex-Präsident Bill Clinton sagte Trump in Spokane im Bundesstaat Washington, Hillary habe das Handeln ihres Ehemannes "ermöglicht" und damit "viele Frauen verletzt".

Einige der Frauen seien "nicht durch ihn zerstört worden, sondern durch die Art, wie Hillary damit umging". Trump bezeichnete während seines Wahlkampfauftrittes am späten Samstagabend Bill Clinton als "den Schlimmsten in der Geschichte". Auf die Kritik an Trumps Attacken angesprochen sagte er dem Fernsehsender ABC am Sonntag, solche Angriffe seien "Teil des Spiels". Schließlich trete das Ehepaar Clinton gemeinsam im Wahlkampf auf.

Einziger Bewerber

Auf Seiten der Republikaner geht Trump am Dienstag bei den Vorwahlen in Nebraska und West Virginia als einziger Bewerber ins Rennen. Die Demokraten wählen hingegen nur in West Virgina. Bei ihnen steht die frühere Außenministerin Hillary Clinton ihrem linken Gegenkandidaten Bernie Sanders gegenüber. Sanders, der hinter Clinton zurück liegt, gilt in West Virginia als Favorit.

Nach dem Ausstieg von Ted Cruz und John Kasich als letzte seiner einst 16 Mitbewerber muss sich Trump bei den Republikanern auch dann noch den Vorwahlen stellen, wenn es keinen Gegenkandidaten gibt. Trump hat bisher rund 1050 Delegierte gesammelt. Für die absolute Mehrheit und damit eine Nominierung im ersten Wahlgang beim Parteitag im Juli in Cleveland braucht er 1237 Stimmen.

Hillary Clinton wiederum liegt bei den Demokraten klar vor ihrem Rivalen Bernie Sanders, sie steht de facto als Kandidatin ihrer Partei für die Präsidentschaftswahl fest.

Trump vollzieht Wende bei Steuern

Trump schielt inzwischen bereits auf die demokratischen Wähler. "Ich werde Millionen Menschen von den Demokraten holen", kündigte er gewohnt selbstbewusst an. "Ich bin ganz anders als vielleicht jeder, der bislang jemals für das Amt kandidiert hat."

Umwerben möchte Trump vor allem die Anhänger des linken Senators Bernie Sanders, der mit der Favoritin Hillary Clinton konkurriert. "Bernies Leute mögen meine Position in der Handelspolitik", sagte Trump. Er spielte damit auf seine skeptische Haltung zu Freihandelsabkommen an. Sanders macht ebenfalls gegen Freihandel mobil.

Dadurch erklärt sich auch seine Wende in Steuerfragen: Er wolle im Falle eines Wahlsiegs Besserverdienende steuerlich stärker belasten. "Ich bin bereit, mehr zu zahlen, und wissen Sie was, die Reichen sind bereit, mehr zu zahlen", sagte der Milliardär am Sonntag dem Sender ABC. Im September noch hatte Trump erklärt, alle Amerikaner sollten weniger Steuern zahlen. Der Höchstsatz solle dabei auf 25 Prozent von 39,6 Prozent sinken.

Auf die Diskrepanz angesprochen sagte er, die ursprüngliche Variante sei "ein Konzept" gewesen, das wahrscheinlich vom Kongress geändert werden würde. Außerdem habe er das Recht, seine Meinung zu ändern. Die Priorität sei, die Steuern für die Mittelschicht und Unternehmen zu senken. "Am Ende werden die Reichen vermutlich mehr zahlen." Auch in Sachen Mindestlohn – er hatte eine Erhöhung bisher stets ausgeschlossen – legte er eine Kehrtwende hin.

GOP-"Krieg"

Trump wird nach Auffassung von Meinungsforschern entweder alle oder fast alle Delegierten der "Grand Old Party", die bis zum Vorwahl-Finale am 7. Juni zu vergeben sind, erringen und die Hürde von 1237 klar überwinden.

In der republikanischen Partei machen sich derweil Abspaltungstendenzen breit. Zuletzt hat die Liste der Parteikollegen, die Trump verhindern wollen, allerdings ebenso zugenommen wie jene, die ihn öffentlich unterstützen. Der Fernsehsender CNN spricht gar von einem innerparteilichen "Krieg", die US-Zeitung "Politico" schreibt, Trump sei auf dem besten Weg, die Partei zu zerstören.

Paul Ryan, der Präsident des Abgeordnetenhauses etwa, hatte bereits vergangene Woche auf die Frage, ob er Trump unterstützen werde, gesagt: "So weit bin ich im Moment noch nicht." Er hoffe aber, dass sich das ändere. Die ehemaligen Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur, Jeb Bush und Lindsey Graham, erklärten hingegen, sie würden Trump nicht unterstützen.

Freund und Feind

Auch Mitt Romney, Kandidat der Republikaner bei der Wahl im Jahr 2012, äußerte sich ähnlich. "Im November werde ich weder für Donald Trump noch für Hillary Clinton stimmen", verkündete Jeb Bush in einem Facebook-Post. Das Amt des US-Präsidenten erfordere von seinem Inhaber einen starken Charakter. Donald Trump habe dieses Naturell oder eine solche Charakterstärke nicht unter Beweis gestellt.

Der frühere republikanische Präsidentschaftsbewerber und Senator von Arizona, John McCain, der sich lange eher skeptisch gegenüber Trump geäußert hatte, sicherte diesem nun seine Unterstützung zu. Es sei schlichtweg unangebracht, den Wählerwillen nicht zu akzeptieren, sagte er in einem Interview mit CNN. Auch Rick Perry, Gouverneur von Texas, und sein Kollege aus Nebraska, Pete Ricketts, stellten sich hinter Trump. Aus dem Umfeld von Ex-Vize-Präsident Dick Cheney heißt es laut Nachrichtenagentur dpa, er werde den Milliardär unterstützen.

Sarah Palin, ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin und Ikone der Tea-Party-Bewegung, stellte sich im Jänner als eine der ersten prominenten Politikerinnen und Politiker hinter Trump. Nun warf sich die schrille ehemalige Gouverneurin von Alaska erneut in den Ring: Sie warf Ryan vor, "den Willen des Volkes" zu missachten, wenn er Trump seine Unterstützung nicht zusichere. Auf die Frage, ob sie selbst Interesse daran habe, als Trumps Vize anzutreten, antwortete sie: Sie wisse, dass viele Menschen sie nicht als Kandidatin sehen wollten. "Ich will keine Belastung sein." (giu, APA, Reuters, 9.5.2016)