Der 21-jährige Kenianer, der mutmaßlich am Wiener Brunnenmarkt eine Frau mit einer Eisenstange getötet hat, dürfte geistig schwer gestört sein. Er ist auch kein Asylwerber. Der Fall ist also wohl für die übliche Debatte über Ausländerkriminalität untauglich.

Allerdings wird das nichts nutzen. Erstens, weil ein schwarzer Gewalttäter haargenau in die aufgeheizte Stimmung passt, zweitens, weil der Fall einen deprimierenden Einblick in die Realität der Behörden bietet. Behördenversagen oder eher Behördenüberforderung. Der Mann war als Jugendlicher legal nach Österreich gekommen, seine Aufenthaltsgenehmigung wurde nicht verlängert, es gibt einen rechtskräftigen Abschiebebescheid.

Der jedoch nicht in die Tat umgesetzt wurde, obwohl der Mann sozial und strafrechtlich bereits mehrmals auffällig war. Der Kenianer lungerte am Wiener Brunnenmarkt herum, schlief zwischen den Verkaufsständen und fiel durch aggressives Verhalten sowie Kleindealerei auf. Er war bereits eine bekannte Figur auch für die Polizei, die ihn immer wieder wegen diverser Delikte aufgriff. Zweimal wurde er gerichtlich wegen Gewalttätigkeiten verurteilt, wieder entlassen. Es gab insgesamt 18 Anzeigen gegen ihn. Er war bereits Stammgast am zuständigen Polizeikommissariat.

Dann griff er einen Mann mit einer Eisenstange an, fügte ihm aber nur leichte Verletzungen zu. Er wurde aber weder in Haft genommen noch außer Landes geschafft. Bis er mitten in der Nacht zwei Putzfrauen auf dem Weg in die Arbeit plötzlich angriff und einer tödliche Schläge versetzte. Wie gesagt, ein bereits auffällig gewordener Gewalttäter. Die Sache ist eben zwischen einer überforderten Polizei, überlasteten Sozialbehörden und einer zögernd reagierenden Justiz so irgendwie durchgerutscht.

Laut APA ging die Justiz nach seiner Verhaftung nicht davon aus, dass es sein psychischer Zustand erforderlich macht, ihn im Otto-Wagner-Spital unterzubringen, wo psychotische Verdächtige vorläufig angehalten werden können. Es wird aber ein psychiatrisches Gutachten kommen.

Jeder, der das Funktionieren von Behörden und Bürokratien nur halbwegs kennt, weiß, dass so etwas passieren kann. Es passiert aber offenbar zu oft und nicht nur bei Fällen mit Psychoseverdacht, sondern auch mit der im städtischen Raum merkbaren Verwahrlosung und Verunsicherung durch Ansteigen des Aggressivitätspegels. Dieses Phänomen ist nicht zu leugnen.

Die Drogenszene in der U6. Die Gruppen junger Männer am Westbahnhof, am Praterstern und anderswo, am helllichten Tag, die sichtlich nichts zu tun haben und über denen die Aggressionsbereitschaft wie eine Aura schwebt. Die Tatsache, dass es immer wieder Angehörige bestimmter gewaltaffiner Ethnien (mit und ohne Staatsbürgerschaft) sind, die auffällig werden. Das ist alles statistisch (noch) nicht relevant, aber es ist eine Wahrnehmung, die ihre eigene Realität schafft. Und nach der persönlichen Realität eine politische Realität.

Innenminister Sobotka will eine Strategie basteln. Bundeskanzler Faymann ist auch dafür, bravo. Viel Zeit haben sie nicht mehr. (Hans Rauscher, 6.5.2016)