Er will also die Wunden heilen. Das zumindest gibt FPÖ-Chef Strache der "Repubblica" in Sachen Wiedervereinigung Tirols zu Protokoll. – Ja. Eh. Und demnächst wird sich wohl auch noch Herr Hofer einen solchen Bart wachsen lassen, dass sich das P'seirer Anderl dagegen ausnimmt wie ein Uhu nach dem Waldbrand.

Die FPÖ hat eine lange revisionistische Tradition, wenn es um die "Unrechtsgrenze" am Brenner geht. In der Tat kann man über die unglückselige Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg vielerlei Ansichten haben. Die Lösung dieses lange schwärenden Konflikts aber ist vorbildlich. Über Jahrzehnte wurde um Ausgleich und Kompromisse gerungen. Seit dem Autonomiepaket und der Streitbeilegungserklärung zwischen Italien und Österreich 1992 hat Südtirol endlich die Chance, sich ohne Ballast aus der Vergangenheit zu entwickeln. Das Land hat das famos bewältigt und sich zum Transmissionsriemen zwischen den großen Kulturräumen im Norden und Süden entwickelt.

Strache fehle "die Perspektive für Europa", sagt der besonnene Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher. Übersetzt heißt das: Von der Etsch bis an den Belt, das war einmal. FPÖ-Mander, 's isch Zeit, dass ihr das endlich begreift. Alles andere schadet Südtirol, Österreich und auch Europa. Denn es reißt alte Wunden auf. In Südirol, in Ungarn, in Spanien, auf dem Balkan – und wo immer man lieber in der Vergangenheit lebt, als die Zukunft zu gestalten.(Christoph Prantner, 6.5.2016)