Wien – Bis zu 18 Überstunden pro Woche für eine Salzburger Lehrerin kritisierte Grünen-Bildungssprecher Harald Walser vor kurzem im STANDARD und wollte in einer Anfrage an die Bildungsministerin wissen, wie es zu solch "enormen Arbeitsbelastungen" für eine einzelne Lehrkraft kommen könne.

Noch dazu, wo ein sogenannter Sicherstellungserlass, laut dem Mehrdienstleistungen "etwa gleichmäßig aufzuteilen" sind, genau so etwas verhindern soll.

Was die Sache für Walser außerdem hinterfragenswert macht: Die Lehrkraft, um die es hier geht, und die laut Walsers Rechnung auf umgerechnet rund 76 Wochenstunden im Fach Informations- und Officemanagement kommt, ist die Frau des Salzburger Landesschulratspräsidenten.

Dort hatte Roland Bieber, der Leiter der Präsidialabteilung, die Vorwürfe des Grünen-Abgeordneten vor kurzem zurückgewiesen. Im Gespräch mit dem STANDARD argumentierte Bieber, es seien derzeit "nicht ausreichend Lehrpersonen" für den Gegenstand verfügbar. Auch auf der Warteliste befinde sich keine Lehrkraft, "die Stunden müssen aber gehalten werden".

Jedes Jahr "mindestens 20 Absolventen"

Zwei Absolventen des Studiums der Informations- und Kommunikationspädagogik, das man für den Unterricht des Fachs "Informations- und Officemanagement" absolvieren muss, bestreiten das im Gespräch mit dem STANDARD. Sie habe sich im Schuljahr 2013/14 erfolglos in ganz Österreich beworben, erzählt eine der beiden Lehrkräfte, die lieber anonym bleiben will. Erst im Jahr darauf habe sie eine Stelle in einem anderen Bundesland erhalten. Das Argument, es gebe nicht genügend Lehrkräfte für den Fachbereich, kann keiner der beiden Absolventen nachvollziehen. Jedes Jahr gebe es allein an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich "mindestens 20 Absolventen", von denen nur ein geringer Teil nach dem Abschluss den Job als Lehrer ergreifen konnte – "eigentlich gehört der Studiengang schon lange zugedreht", sagt man zum STANDARD.

Walser findet es "erschreckend, wie wenig Kontrolle wir derzeit in unserem Schulsystem darüber haben, ob die Verwaltung ordnungsgemäß funktioniert". Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) lässt er bereits vor der Anfragebeantwortung, die bis spätestens 19. Juni erfolgen muss, wissen: "Transparenz muss das Ziel sein, gerade wenn wir in Richtung Schulautonomie gehen." (riss, 6.5.2016)