Vor der Regenbogenparade wird am 18. Juni der "Marsch für Jesus" über den Ring ziehen.

Foto: Christian Fischer

Wien – Marschieren für den Glauben versus Demonstration gegen die Diskriminierung von Homosexuellen und Transgender-Personen: Am 18. Juni müssen sich zwei Großereignisse mit sehr unterschiedlichen Ansinnen die Wiener Ringstraße teilen. Um 12.30 Uhr startet beim Heldenplatz der "Marsch für Jesus", um 15.00 Uhr folgt einige Hundert Meter weiter die Regenbogenparade – beide werden in Fahrtrichtung ziehen.

Zu den Events werden jeweils tausende Menschen erwartet. Dass diese beiden Großereignisse am selben Tag stattfinden, war laut dem Regenbogenparaden-Verantwortlichen Christian Högl nicht geplant: "Es ist reiner Zufall, dass dieser Marsch heuer am selben Tag stattfindet, und die Organisatoren hatten den Marsch in der Tat zuerst angemeldet." Weiters beruhigte Högl, der auch Obmann des Vereins Hosi (Homosexuelle Initiative) ist, in einer Aussendung: "Diese Veranstaltung hat nichts mit den fundamentalistischen Christen zu tun, die in den letzten Jahren in der Innenstadt Gegendemonstrationen zur Parade organisiert haben." Im beiderseitigen Einvernehmen sei eine Lösung vereinbart worden.

Märsche zwischen Fußballübertragungen

Bei dem von der Initiative "Christen in Wien" organisierten "Marsch für Jesus" handelt es sich um ein Treffen Gläubiger unterschiedlicher Konfessionen. Zunächst ziehen die Teilnehmer um den Ring, anschließend versammeln sie sich am Ausgangspunkt, dem Heldenplatz, wo das Abschlussfest gefeiert wird. Die Veranstaltung wird vom Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, unterstützt. Bereits 2014 fand ein solcher Marsch in der Bundeshauptstadt statt, damals waren rund 12.000 Menschen mit dabei.

Vermutlich weitaus schriller, bunter und lauter wird es wohl bei der Großveranstaltung Nummer zwei: Die Regenbogenparade – heuer mit dem Motto "Grenzen überwinden" – startet zeitversetzt nur einige Hundert Meter davon entfernt. Los geht es um 15.00 Uhr bei der Schottengasse, auf der Höhe des Sigmund-Freud-Parks. Dort wird gegen 19.00 Uhr auch die Abschlusskundgebung, Celebration genannt, über die Bühne gehen. Das Parkareal dient heuer auch als Ausweichquartier für das Pride Village, das heuer Regenbogenpark heißt. Auf dem bisherigen Standort Rathausplatz befindet sich zur selben Zeit das Public-Viewing-Areal für die Fußball-EM.

Interessierte können sich noch bis 30. Mai zur Teilnahme an der Regenbogenparade anmelden – für kleine Gruppen und Fußgruppen endet die Frist erst am 13. Juni. Högls Bitte an die Teilnehmer: "Wir sind den Veranstaltern des ,Marsches für Jesus' für ihr Entgegenkommen sehr dankbar, und deshalb appellieren wir an alle Paradenteilnehmer, diesem Marsch mit dem nötigen Respekt zu begegnen und auf jegliche Provokationen zu verzichten." (APA, 6.5.2016)