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London – Die oppositionelle Labour Party hat bei den Kommunal- und Regionalwahlen in Großbritannien Verluste erlitten, die aber geringer ausfielen als erwartet. In London löst die Partei nach ersten Ergebnissen vom Freitag wahrscheinlich die Konservativen ab. Dafür dürfte die Partei von Premierminister David Cameron in Schottland anstelle von Labour zweitstärkste Kraft hinter den Nationalisten werden.

In Großbritannien wurde spekuliert, was die Ergebnisse für das am 23. Juni angesetzte Referendum über einen Austritt des Landes aus der EU bedeuten. In England und Wales konnte die anti-europäische Ukip-Partei leicht zulegen. In Schottland verteidigten dagegen die europafreundlichen Nationalisten ihren Vorsprung trotz leichter Verluste. Sie drohen mit einem neuen Abspaltungsreferendum für den Fall, dass sich die Briten für den EU-Austritt entscheiden sollten.

"Fundamentales Problem"

Nach Auszählung von gut zwei Drittel der Stimmen verlor Labour Dutzende Mandate in den örtlichen und regionalen Parlamenten, in denen 2700 Posten neu besetzt wurden. In der Partei wurde darüber gestritten, ob das Wahlergebnis als Misstrauensvotum gegen den seit acht Monaten amtierenden linksgerichteten Parteichef Jeremy Corbyn gewertet werden muss. Corbyn wies dies zurück: "Anders als in den Vorhersagen hat Labour keine Sitze verloren", sagte er. Hingegen warnte der schottische Labour-Abgeordnete Anas Sarawar, die Leute hörten Labour nicht mehr zu. Die Partei habe durch die Ausrichtung Corbyns Probleme, bestimmte Wählerschichten noch zu erreichen. "Ich denke, das ist ein fundamentales Problem", sagte Sarwar.

Als Trost für die Partei gilt der als wahrscheinlich geltende Sieg des Menschenrechtsanwalts Sadiq Khan bei der Bürgermeisterwahl in London. Mit dem 45-jährigen Politiker pakistanischer Abstammung könnte erstmals eine europäische Metropole von einem Muslim regiert werden. In Umfragen lag er deutlich vor dem konservativen Zac Goldsmith. Während Khan für den Verbleib Großbritanniens in der EU eintritt, wirbt Goldsmith wie der populäre scheidende Londoner Bürgermeister Boris Johnson für den Austritt. Die Endergebnisse wurden am Abend erwartet. (APA, 6.5.2016)