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Putin auf Kamtschatka: Die Halbinsel steht für unberührte Naturreserven und viel von Menschen bisher ungenutzten Platz.

Foto: AP / Mikhail Klimentyev

Moskau – Kostenlos Land für alle: Russlands Präsident Wladimir Putin hat ein Gesetz abgesegnet, dass es Russen erlaubt, im Fernen Osten des Landes gratis bis zu einen Hektar Land zu nutzen. Der Anspruch gilt zunächst einmal für fünf Jahre. Das Land kann dann in Eigentum umgewandelt werden.

Voraussetzung dafür ist, dass der neue Besitzer das Land auch wirklich nutzt. Einschränkungen für die Art der Nutzung gibt es nicht. Innerhalb eines Jahres müssen die neuen Grundbesitzer gegenüber den Behörden angeben, was sie mit ihrem Hektar Boden vorhaben. Nach drei Jahren müssen sie dann den Nachweis erbringen, dass das Land tatsächlich genutzt wird.

Weitab der Städte

Grundstücke werden in der Teilrepublik Jakutien, auf Kamtschatka, Tschukotka und Sachalin, im Amurgebiet, Magadan, Chabarowsk, im Jüdischen Autonomen Gebiet an der chinesischen Grenze und in der Pazifikregion Primorje um die Hafenstadt Wladiwostok zur Verfügung gestellt. Die Gebietsregierungen sind selbst für die Auswahl der zu vergebenden Ländereien verantwortlich. Allerdings sollen sie nicht näher als 20 Kilometer an Großstädten mit einer Bevölkerung von mindestens 300.000 Einwohnern und nicht näher als zehn Kilometer an Städten mit einer Einwohnerzahl über 50.000 liegen.

Vorkaufsrecht haben alle Russen, die bereits jetzt im Fernen Osten registriert sind. Ab dem 1. Februar 2017 können dann auch Bewohner aus anderen Regionen zugreifen.

Rückständige Gegenden

Die Idee hinter der Landvergabe ist, die Entwicklung des Fernen Ostens zu forcieren. Die Region gilt als rückständig und ist sehr dünn besiedelt. Von den 145 Millionen Menschen in Russland wohnen nur sechs Millionen in dem Föderationskreis, der flächenmäßig mehr als ein Drittel Russlands ausmacht. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist die Bevölkerung dort um zwei Millionen Menschen geschrumpft.

Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist die Förderung von Bodenschätzen – immerhin ein Viertel des Regionalprodukts wird auf diese Weise erarbeitet. Bekannt sind die großen Diamantenvorkommen in Jakutien, aber auch die Goldminen in der Region Magadan, in denen einst Gulag-Arbeiter das Edelmetall schürften.

Fraglicher Goldrausch

Ob die Landvergabe einen Goldrausch ähnlich wie im 19. Jahrhundert in den USA auslöst, ist fraglich. Die Förderung von Bodenschätzen gilt in Russland als Privileg des Staates. Doch hat das russische Bodenschatzministerium nun immerhin eine Gesetzesinitiative erarbeitet, die es auch Privatleuten erlauben würde, zumindest in der Region Magadan nach Gold zu suchen.

Die Vorgaben sind dabei streng: Große Lagerstätten bleiben dem Staat vorbehalten, es darf weder gesprengt, noch tiefer als fünf Meter gegraben werden. Maschinen und Anlagen sind ebenso verboten wie das Heranziehen von Subunternehmen.

Gut möglich, dass es angesichts der Wirtschaftsflaute im Land trotzdem einige Glücksritter in den Fernen Osten zieht. Der Kreml setzt allerdings eher darauf, dass die Initiative zur weiteren Stärkung der Landwirtschaft beiträgt, die als einer der wenigen Sektoren von den Sanktionen und Gegensanktionen profitiert hat. Umfragen nach sind rund 20 Prozent der Russen an dem Programm interessiert – und dies sind vor allem junge Menschen bis 25 Jahre. (André Ballin aus Moskai, 6.5.2016)