Gießen – Einem eigentlich historischen Thema, das man aber kaum noch ohne popukulturelle Assoziationen betrachten kann, widmet sich ein Forschungsprojekt am Historischen Institut der Universität Gießen: dem Grafen Dracula respektive dessen historischem Vorbild.

Der Mann

Vlad der Pfähler alias Dracula lebte von 1431 bis 1476 und versuchte als Fürst der Walachei nach dem Fall Konstantinopels und dem Untergang des Byzantinischen Reiches, eine autoritäre Herrschaft zu etablieren und einen Kreuzzug gegen das Osmanische Reich zu führen. Den Ehrentitel "Dracula" erhielt der Fürst durch die Mitgliedschaft seines Vaters im Drachenorden Kaiser Sigismunds.

Wegen seiner bevorzugten Hinrichtungsmethode erhielt er aber auch den Spitznamen "der Pfähler". Aufgrund seiner Exzesse gegen oppositionelle Adelige und seiner Kriegsführung gegen seine siebenbürgisch-sächsischen Nachbarn geriet er politisch in die Isolierung und wurde zur orientalischen Tyrannenfigur einer frühneuzeitlichen Schauerliteratur – ein personifiziertes Medienereignis schon lange vor der Filmära.

Das Projekt

Draculas Leben wird in dem auf drei Jahre anberaumten Projekt ebenso eine Rolle spielen wie die Legenden, die sich darum ranken. Das Ziel des Projekts "Vlad Dracula. Herrscherbiographie und Tyrannenlegende" ist es zum einen, die dreibändige Quellensammlung mit dem klingenden Namen "Corpus Draculianum" zum Abschluss zu bringen. Diese Quellensammlung soll die in insgesamt 17 europäischen und orientalischen Sprachen erhaltenen Briefe, Urkunden und Erzählungen zu Vlads Leben und Herrschaft durch kritische Edition, Übersetzung und Kommentar der Originale zur Verfügung stellen.

Zielgruppe sind dabei laut Uni Gießen nicht nur wissenschaftlich Interessierte, die die Quellensammlung als Grundlage für Forschungsarbeiten nutzen können, sondern auch interessierte Laien. Zudem soll im Rahmen einer Promotion eine Herrscherbiographie entstehen, die eine grundsätzliche Neubewertung Vlad Draculas und seines Wirkungsfelds zwischen katholischer Missionierung und osmanischer Expansion anbieten wird. (red, 4. 5. 2016)