Ab Oktober geht es los: ARD und ZDF starten einen gemeinsamen Jugendkanal im Internet.

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Es gibt noch keinen Namen, von den Sendeformaten nur vage Ideen, aber immerhin einen Starttermin und Geld: Am 1. Oktober startet der gemeinsame Jugendkanal von ARD und ZDF im Internet. Als Budget sind 45 Millionen Euro vorgesehen.

Zielgruppe sind junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren. Dass diese Gruppe sehr inhomogen ist, das ist Programmgeschäftsführer Florian Hager bewusst, wie er auf der Internetmesse Republica sagte. Deshalb will sich der öffentlich-rechtliche Senderverbund nicht nur Ideen aus den beteiligten Häusern und Abteilungen wie TV, Radio und Online holen, sondern auch von außen. Finanziell unterstützt wird der Talentewettbewerb vom Medienboard der Bundesländer Berlin und Brandenburg sowie der Zweiländeranstalt RBB mit 150.000 Euro. Das Projekt trägt den Namen Wigo – What is going on. Eingereicht werden können Projekte ab dem 1. Juni.

Name gesucht

Dass der neue Kanal nur im Internet abrufbar sein wird, hat für Programmmacher Hager auch Vorteile. Man könne mehr experimentieren und Formate für unterschiedliche Plattformen wie Youtube, Facebook und Twitter entwickeln. Die App solle sich etwa stark von bisherigen Angeboten öffentlich-rechtlicher Sender unterscheiden. So sollen Serien entstehen, neue Musikshows entwickelt werden. Auch über eine Morning- oder Late-Night-Show werde nachgedacht. Ein Format hat schon einen Fixplatz: die Politshow "Armes Deutschland" von Rayk Anders.

Auch nach einem Namen wird noch gesucht – "Das Junge Angebot" ist nur der Name für die Startphase. Die Vorbereitungen dauerten aber bereits zwei Jahre. Bei so vielen ARD-Anstalten und dem ZDF sowie diversen Gremien sei viel Abstimmung nötig, erklärte Hager: "Ich habe sogar mit der Bischofskonferenz geredet."

Positive Bilanz für "Heute Plus"

Zumindest das ZDF kann schon Erfahrungen mit einem Angebot einbringen: "Heute Plus", das zu mitternächtlicher Stunde ausgestrahlt wird und den Anspruch hat, eine andere Nachrichtensendung mit starker Zuschauereinbindung zu sein. Die Macher zogen nach einem Jahr bei der Republica eine positive Bilanz. Es gebe weiterhin 8,5 Prozent Marktanteil, so viel wie beim früheren Format "Heute Nacht", sagte der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen.

Die Journalisten und Moderatoren setzen auch im TV-Bereich eher ungewöhnliche Techniken wie die Liveübertragung durch Periscope ein. "Das machen wir dann auch nur für zwanzig Zuschauer", sagt Moderator Daniel Bröckerhoff. Kollegin Eva-Maria Lemke berichtet von sehr persönlichen Zuschauerkontakten: "Einer schreibt mir jeden Tag über Snapchat, was er zu Abend isst."

Für Theveßen hat sich das genau vor einem Jahr gestartete Experiment mit dem interaktiven Nachrichtenmagazin gelohnt. Es werden Menschen erreicht, an die das Fernsehen sonst nicht mehr herankomme. "'Heute Plus' hat einen Superstart hingelegt." (Alexandra Föderl-Schmid aus Berlin, 4.5.2016)