Wien/Wals – Über 200 Mitarbeiter des vor dem Aus stehenden Fernsehsenders Servus TV haben einen Offenen Brief unterschrieben, in dem sie sich gegen einen Betriebsrat aussprechen. "Die anonyme Umfrage über die mögliche Gründung eines Betriebsrates unterstützen wir – und das ist die überwältigende Mehrheit aller Mitarbeiter von ServusTV – ausdrücklich nicht", heißt es in dem der APA vorliegenden Schreiben.

"Wir wollen und brauchen keinen Betriebsrat", halten die Mitarbeiter fest. "Darüber hinaus verbitten wir uns ausdrücklich jedwede (auch gewerkschaftliche) Einmischung und Stellungnahme von außen." Ihnen sei kein Unternehmen bekannt, das einen derart sozialen und loyalen Umgang mit seinen Mitarbeitern pflegt, wie Servus TV bzw. Red Bull." Es gebe zudem mehrere Hinweise, dass die anonyme Initiative womöglich von außerhalb des Unternehmens angestoßen wurde.

"Es ist ein Schock" schreiben die Mitarbeiter zu der auch für sie überraschenden Entscheidung. "Sieben Jahre lang hatten wir die Gelegenheit an einer Vision von einem anderen Fernsehen mit zu bauen, das es so nirgendwo gibt und damit einzigartig ist. Ein Programm mit Anspruch, positiver Grundhaltung und politischer Unabhängigkeit. Weit weg von Trash und bad news."

Servus TV: Betriebsratsidee "nicht gerade dienlich"

Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz hat am Dienstag bestätigt, dass Initiativen zur Gründung eines Betriebsrats bei Servus TV mit dem Aus des Senders zusammenhängen. "Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation nicht gerade dienlich war, ist evident", erklärte er in einem Statement gegenüber der APA.

So richtig klar ist derzeit indes nicht, wer eigentlich einen Betriebsrat gründen wollte. Zu hören war von einem Rund-Mail, in dem eine Abstimmung darüber vorschlagen worden sei. Dieses sei von einer externen Mail-Adresse gekommen und habe Mateschitz empört.

In seiner Stellungnahme sprach Mateschitz nun davon, dass der Betriebsrat "anonym, unterstützt von Gewerkschaft und Arbeiterkammer" zustande gekommen wäre. Doch "Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Unbeeinflussbarkeit insbesondere durch politische Parteien, egal welcher Richtung, war von Anfang an ein tragender Pfeiler von Servus TV", so Mateschitz. Diese hätte eine Betriebsratsgründung auf diesem Wege "nachhaltig beschädigt".

Servus TV hatte am Dienstag völlig überraschend bekanntgegeben, den Betrieb einzustellen. 264 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. In ersten Berichten war von 246 Personen die Rede gewesen.(APA, 3.5.2016)