Firmentagungen boomen, Österreich profitiert davon.

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Wien – Hotels mit Seminarräumen, Haustechnik auf modernstem Stand und feiner Küche sind die Hauptprofiteure eines Trends, der sich 2015 gefestigt hat: Mehr und mehr Unternehmen rufen ihre Mitarbeiter zwecks Fortbildung an Orten zusammen, die den Alltag für eine begrenzte Zeit vergessen lassen. Firmentagungen boomen. Davon gibt auch die jüngste Kongressstatistik beredt Zeugnis.

Nach einem scharfen, konjunkturell bedingten Einbruch im Jahr davor gab es 2015 bei Firmentagungen wieder zweistellige Zuwachsraten. Österreichweit wurden um 20,2 Prozent mehr einschlägige Veranstaltungen gezählt, die Zahl der Teilnehmer an Unternehmensevents erhöhte sich um 15,5 Prozent, die Zahl der Nächtigungen um 17,5 Prozent.

"Es gibt dafür zwei Erklärungen: Den Unternehmen geht es wirtschaftlich wieder besser, oder sie haben erkannt, dass die Mitarbeiter ihr wichtigstes Gut sind und sie etwas für deren Motivation machen müssen", sagte Christian Mutschlechner, Präsident des Austrian Convention Bureau (ACB), dem STANDARD. "Es wird wohl ein Mix von beidem sein".

In der Vergangenheit jedenfalls war das Firmentagungsgeschäft immer sehr volatil. "Ging es den Unternehmen gut, haben sie in ihre Mitarbeiter investiert, ging es ihnen schlecht, wurde dort als Erstes gespart", sagte Mutschlechner, der nun hofft, dass dieser Zyklus langsam durchbrochen wird.

Kongressgeschäft stabil

Deutlich besser einschätzbar war bisher das Kongressgeschäft. Mutschlechner: "Ob Vogelgrippe, Schweinepest oder andere Kalamitäten: Das Kongressgeschehen wurde und wird davon so gut wie nicht beeinflusst." Anders sei es bei Terroranschlägen oder politischen Krisen; so habe der eine oder andere Veranstalter, der eine Tagung oder einen Kongress ursprünglich in der Türkei ausrichten wollte, aufgrund der jüngsten Entwicklungen umdisponiert, und sei nach Wien ausgewichen. Bis Ende Juni könnten noch einige andere Veranstalter diesem Beispiel folgen und dafür sorgen, dass auch 2016 ein gutes Kongressjahr wird. Erfahrungsgemäß seien gerade Jahre schwächer im Kongresstourismus als ungerade.

Im Vorjahr hat das ACB insgesamt 18.172 Veranstaltungen (plus 6,7 Prozent) registriert. Obwohl die Zahl der Teilnehmer leicht um 0,2 Prozent auf 1,46 Millionen zurückgegangen ist, wurden 10,9 Prozent mehr Nächtigungen daraus generiert.

Für die Österreich-Werbung (ÖW) ist der Kongresstourismus "ein Nächtigungsturbo", wie ÖW-Chefin Petra Stolba bei der Präsentation der Kongressstatistik am Dienstag sagte. Sie verwies darauf, dass im Berichtsjahr der Anteil der Tagungsnächtigungen an den Tourismusnächtigungen erstmals seit 2010 von 2,1 auf 2,3 Prozent gestiegen ist. Österreich gehöre auch bei Tagungsgästen international zu den Top-Destinationen. (Günther Strobl, 4.5.2016)