Bern – Forderungen nach redaktioneller Unabhängigkeit in der Schweiz sind am Dienstag im Zentrum des Tages der Pressefreiheit gestanden. In der Schweiz sind Journalisten laut Gewerkschaft Syndicom zwar kaum an Leib und Leben bedroht. Ihre Arbeit werde aber verschiedentlich behindert. Medienfreiheit bleibe Theorie, wenn die Produktions- und Arbeitsbedingungen unwürdig seien, hieß es in einer Mitteilung.

Nur ein fairer Gesamtarbeitsvertrag lege den Grundstein für angemessene Arbeitsbedingungen von festangestellten Medienschaffenden und Freelancern. Und nur mit gut dotierten Redaktionsbudgets lasse sich journalistische Recherche betreiben, betonte Syndicom. Die Medien könnten ihrer Aufgaben als "Wachhunde der Demokratie" nur bei garantierter Unabhängigkeit gegenüber allen politischen und wirtschaftlichen Akteuren erfüllen.

Pressefreiheit auch in der Schweiz gefährdet

Der Journalistenverband impressum macht darauf aufmerksam, dass die Pressefreiheit auch in der Schweiz beschränkt und gefährdet sei. Die Knappheit an Arbeitsplätzen und die finanziellen Engpässe traditioneller Medien führten zu Medienkonzentrationen und sogar zu Lohndumping. Medienkonzentrationen dünnten die Medienvielfalt aus, Entlassungen bedrohten die Pressefreiheit und außerdem würden ganze Publikationen verschwinden. Nicht selten werde vor Gericht versucht, die Pressefreiheit abzuwürgen, kritisierte impressum.

In Bern führten die SRG und der Verband Schweizer Medien eine Tagung zum Thema journalistische Recherche und unzensierte Berichterstattung durch. Recherchefreiheit sei nicht nur eine Freiheit der Medienschaffenden, sondern auch eines der wichtigen Instrumente, um das Funktionieren der Demokratie zu gewährleisten, heißt es in einer Medienmitteilung.

In der internationalen Rangliste der Pressefreiheit 2016 von Reporter ohne Grenzen belegt Finnland weltweit erneut den Spitzenrang. Die Schweiz verbesserte sich vom 20. auf den 7. Rang und gehört damit zu den Ländern, die punkto Pressefreiheit innert Jahresfrist die größten Fortschritte erreicht haben. Österreich dagegen fiel um vier Plätze auf den elften Rang zurück. (APA/sda, 3.5.2016)