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Weil ihre Anteilsscheine auf den Finanzmärkten nicht an den Mann zu bringen waren, sprang der Bankenrettungsfonds Atlante ein. Ihm wuchs die Volksbank von Vicenza samt Problemkrediten zu.

Foto: Reuters / Stefano Rellandini

Kaum gegründet, hat der italienische Bankenrettungsfonds seinen ersten Geschäftsfall: Atlante übernimmt mehr als 90 Prozent der angeschlagenen Banca Popolare di Vicenza. Wegen geringer Nachfrage bei einer 1,5 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung springt der Fonds ein und übernimmt einen Großteil der Aktien, teilte das Institut mit. Die achtgrößte Bank Italiens fand lediglich für 7,66 Prozent der angebotenen Aktien Käufer. Am Wochenende erklärte die Investmentbank Mediobanca, rund fünf Prozent an der Krisenbank erworben zu haben.

Zuvor hatte die Regierung weitere Hilfen verabschiedet, um die Krisenbanken zu stützen. Durch eine Reform des Konkursrechtes soll das Eintreiben fauler Kredite beschleunigt werden. Laut Ministerpräsident Matteo Renzi soll die Zeit zum Eintreiben der Darlehen von sechs bis acht Jahren auf sechs bis acht Monate verkürzt werden.

Lösung der Bankenkrise

Die Gründung des Bankenrettungsfonds soll zur Lösung der Bankenkrise mit insgesamt 200 Milliarden Euro an notleidenden Krediten (brutto) beitragen. Das gemeinsam mit der EU vereinbarten Spezialvehikel, das einen Teil der faulen Bankkredite bündeln, verbriefen und als ABS-Papiere verkaufen soll, ermöglicht nun den Abbau dieser Non-performing Loans (NPL). Banken mit einem überdurchschnittlich hohen Volumen an uneinbringlichen Krediten wie Monte dei Paschi di Siena und Carige sowie jene Volksbanken, die eine Kapitalerhöhung planen, profitieren am meisten von den Rettungsmaßnahmen.

Paolo Petrignani, der als CEO der Fondsgesellschaft Quaestio Capital Management für die Führung von Atlante verantwortlich ist, erklärte am Freitag, dass der neue Fonds unabhängig und autonom agiere. Primäres Ziel sei, Kapitalerhöhungen von Volksbanken abzusichern. 70 Prozent der 4,25 Milliarden Euro an eingesammelten Mitteln sind für Kapitalerhöhungen der Volks- und kleinen Genossenschaftsbanken reserviert. Damit sei die Gefahr eines Konkurses gebannt. Mit den restlichen 30 Prozent soll Atlante die "Juniortranche" der verbrieften NPL ankaufen.

Zwar sind die 4,25 Milliarden weniger als die ursprünglich angekündigten fünf bis sechs, jedoch sei auch die Aufnahme von Fremdkapital geplant. Insgesamt haben sich 67 nationale und internationale Investoren, Banken, Versicherer, Stiftungen, Pensionsfonds sowie die halbstaatliche Cassa Depositi e Prestiti beteiligt. Atlante peile eine Rendite von sechs Prozent an. Laut Petrignani will der Fonds, der eine Laufzeit von fünf Jahren hat (mit drei Jahren Verlängerungsoption), die Volksbankenanteile längstens für 18 Monate halten. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 1.5.2016)