Sage Sohier hat den 13-jährigen Wesley Morgan aus Massachusetts mit seinem selbstgebauten Modell von Kandahar für "What they were thinking" 2002 fotografiert.

Foto: Lukas Friesenbichler

"Sieh genau hin", sagen alle diese Bilder, "sieh noch einmal genau hin." Und man macht das auch mit der allergrößten Hingabe. Denn was dieser fette, 448 Seiten starke Band hergibt, ist nichs weniger als die Ausbeute aus mehr als 30 Jahren hervorragender Arbeit auf dem Gebiet des modernen Fotojournalismus.

Denn wenn jemanden der Ruf ereilt, für "das Magazin" etwas zu liefern, ist das gleichzusetzen mit einem Ritterschlag. Die Rede ist vom New York Times Magazine, das seit Jahrzehnten mit seiner wilden Mixtur zwischen Kriegsberichten und Haute-Couture-Geschichten, Porträts, Interviews und Reportagen nicht nur herausragenden Journalismus betreibt, sondern ganz nebenbei auch Fotografiegeschichte mitschreibt. 666 Abbildungen legen ein Zeugnis davon ab.

Zusammengetragen wurde das alles schon 2011 für die englische Erstausgabe von Kathy Ryan, der langjährigen Bildredakteurin, die in ihrer Einleitung aus dem Magazin-Innenleben berichtet. "Am Anfang jeder Fotografie gibt es eine Idee", sagt sie – und dann braucht es nur noch den richtigen Fotografen / die richtige Fotografin für diese Idee. Die herausragenden Ergebnisse sind innerhalb des Kompendiums sinnvollerweise aufgeteilt in die Rubriken "Porträt", "Dokumentation", "Illustration" und "Photoessay" – und beim erstaunten Durchblättern findet sich darin nichts weniger als die ganze Welt. (Mia Eidelhuber, Album, 6.5.2016)