Montenegro – Als Ex-BMW-Topmann Wolfgang Reitzle Anfang der Nullerjahre als Chef der damaligen Ford-Luxusabteilung PAG die Prognose ausgab, Jaguar werde binnen weniger Jahre 250.000 Autos jährlich absetzen, hatte er erst die Lacher auf seiner Seite, dann bald den Job los. Wobei er als Linde-Boss eher weich landete.

Foto: Jaguar

Nun sieht es so aus, als würde Reitzles Vision unter Ex-BMW-Mann Ralf Speth, Geschäftsführer von Jaguar Land Rover, doch noch Realität: Jahr für Jahr gibt es satte Absatzsteigerungen, nach 81.570 weltweit verkauften Jaguars 2013 waren es im Vorjahr 83.986, mit dem F-Pace werden es mit einem Ruck gleich einmal 150.000 sein, und dann geht's dank anhaltender Modelloffensive munter weiter.

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Man mag über den SUV-Boom die Nase rümpfen, für die Hersteller ist er ein Segen. Porsche etwa wäre ohne Cayenne und Macan heute schon kaum mehr vorstellbar, und Jaguar hat wohl ähnliche Intentionen. Den Macan überragt der F-Pace um 50 mm Länge, damit ist der Hauptgegner genannt, und um zu demonstrieren, was Jaguars Geländelook-Erstling zuwege bringt, lud man in die schwarzen Berge, nach Montenegro.

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Wer seinen Karl May intus hatte, wusste gleich Bescheid: Lockt man wen wie weiland Kara Ben Nemsi Effendi in die Schluchten des Balkans, geht es bestimmt um Kurven- und Gstättneinsatz – vom Kapitel Blutrache hielt man uns freundlicherweise fern. Dafür gab es Schnee, der auf Zedern fällt, "und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar", flocht Matthias Claudius beiläufig ein. Grandiose Streckenwahl: von unten in der altösterreichischen Bucht von Cattaro hinein ins erhaben wilde, pittoreske Hinterland.

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Trotz hoher Komfortreserven entpuppte sich der F-Pace als regelrechter Draufgänger. Sicher, Porsche kann das noch besser, wie nahe die Engländer dem Deutschen aber kommen: Bowler ab!

Motorisch stehen je zwei Diesel und Benziner zur Auswahl, der 2,0-Liter-Einstiegsdiesel (180 PS) ist auch als Hinterradler erhältlich, alle anderen sind Allradler. Klar, der 3,0-Liter-V6-Kompressor mit 380 PS macht richtig Dampf, die 200 weniger im Selbstzünder sorgen aber auch für passables Vorankommen, in den Schluchten des Balkans wie in unseren Breiten.

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Was manche SUVs mit Allrad leisten, ist immer wieder erstaunlich, traut man denen doch allgemein nur Bordsteinkraxlerfähigkeiten zu, adäquat zum Haupteinsatzgebiet. Aber nein, da geht mehr. Im F-Pace mit Allrad System Haldex viel mehr. Und übrigens, Alltagstauglichkeit: Den 500-Liter-Macan-Kofferraum setzt der Jaguar 650 entgegen. Das reicht für mehr als nur das schlanke Gepäck. Jaguar F-Pace. Reifer Auftritt. (Andreas Stockinger, 1.5.2016)

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Nachlese:

Porsche Macan S Diesel: Sportlich ertüchtigen

Lexus NX: Es muss nicht immer Hybrid sein

Mercedes GLC: Kante weg, Kurve her

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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