Wien – Die Debatte um das Auslaufen der 500-Euro-Banknote schafft Verunsicherung in der Bevölkerung und heizt die Diskussion über eine allgemeine Bargeldabschaffung weiter an, befürchtet Ewald Nowotny, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB). Da "50 Prozent der Notenbankpolitik Psychologie ist", müsse man mit dem Thema vorsichtig umgehen und kein Auslaufen der Banknote anstreben, erklärte er am Donnerstag nach der Generalversammlung der OeNB.

Nowotny sprach sich damit erneut gegen das Vorhaben aus, über das der EZB-Rat, in dem auch er Mitglied ist, am 4. Mai abstimmen soll. Laut OeNB-Direktor Kurt Pribil sprechen auch die hohen damit verbundenen Kosten gegen eine Abschaffung. Um die Banknote zu ersetzen, müssten 200er-, 100er- und 50er-Scheine nachgedruckt werden. Bis zu 600 Millionen Euro an Kosten würden laut Pribil dadurch anfallen.

Dazu kämen noch Transportkosten. Wenngleich er im täglichen Leben kaum eine Rolle spiele, hätte der 500er eine wichtige Wertaufbewahrungsfunktion. Vom gesamten Bargeldumlauf im Eurosystem von 1100 Milliarden Euro im Februar entfielen 300 Mrd. Euro auf die 500er-Banknote. Vor allem nutzen wohl Banken die Scheine. Jedenfalls, so Pribil, hängt dies nicht unbedingt mit kriminellen Machenschaften zusammen.

Zinsen: "Keine Enteignung"

Zum Thema Negativzinsen meinte Nowotny, dass diese weder auf Einlagen noch auf Kredite für Private relevant sein sollten. Derzeit müssen Banken für Einlagen bei Zentralbanken Strafzinsen zahlen. Bei Privatkunden sieht Nowotny jedoch "keine Berechtigung" dafür. Er verteidigte die expansive Geldpolitik der EZB mit dem Hinweis, dass diese den Euroraum vor einem "Abgleiten in die Deflation" und einer negativen Spirale bewahrt hätte.

Gleichzeitig räumte er ein, dass es auch Nebenwirkungen gebe. Ein negativer Realzins hat sowohl Verlierer als auch Gewinner, so Nowotny. Einerseits profitieren Unternehmen und Private von günstigen Krediten, andererseits leiden Sparer unter der niedrigen Realverzinsung. "Wir nehmen die Sorgen der Sparer sehr ernst", erklärte der OeNB-Gouverneur.

Keine Enteignung

Dennoch könne man nicht von einer "Enteignung" durch negative Realzinsen sprechen, da dadurch keine Bestände reduziert, sondern nur Einkommen verringert werden. Die Zinseinkommen spielten in Österreich aber keine bedeutende Rolle, nur wenige Menschen lebten ausschließlich davon. Eine tatsächliche Enteignung wäre eine hohe Inflation, so Nowotny. Diese zu verhindern, sei eine wichtige Aufgabe der OeNB.

Die OeNB konnte ihren Gewinn im vergangenen Geschäftsjahr um 260 Millionen Euro auf 1,171 Millionen Euro steigern. Das entspricht mehr als einer Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. Grund dafür sind einmalige Beteiligungserträge. OeNB-Präsident Claus Raidl sprach angesichts schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen von einem "beachtlichen Ergebnis". (ep, 29.4.2016)