Auf dem Onlineportal finden sich auch bestehende WDR-Inhalte wie die berühmte und beliebte "Sendung mit der Maus" auf Arabisch.

Foto: wdrmaus.de - screenshot

Seit Mitte Jänner betreibt der Westdeutsche Rundfunk ein Webangebot für Neuankömmlinge in Deutschland. "WDRforyou" informiert und unterhält mehrsprachig und bietet in Facebook-Streams auch die Möglichkeit, gezielt Fragen zu stellen.

Konstruktive Rolle

Bereits im September begannen Überlegungen darüber, "welche konstruktive Rolle" der WDR in einer Zeit der wachsenden Flüchtlingszahlen spielen könne, sagt die Programmleiterin von "WDRforyou" und frühere ARD-Korrespondentin Isabel Schayani.

In der Planungsphase wurden unter Flüchtlingen Umfragen zu Konsumgewohnheiten durchgeführt. Diese ergaben, dass die Inhalte auf dem Handy abrufbar sein müssen, denn Flüchtlinge besitzen selten ein Radio oder einen Fernseher, sagt Schayani. Die Sprachen, in denen "WDRforyou" seine Inhalte gestaltet, waren auch schnell festgelegt: Arabisch, Dari, Farsi, Englisch und Deutsch.

Kein mediales Ghetto

"Wir wollen kein mediales Ghetto schaffen, das ist uns sehr wichtig", betont Schayani. Deswegen sind auch die auf Facebook gestreamten Fragestunden immer mehrsprachig und alle anderen Angebot bilingual. Die zweistündigen Sendungen bieten den Usern die Möglichkeit, Experten Fragen zum Asylrecht oder zu Deutschkursen zu stellen. Eine Stunde lang auf Arabisch, dann jeweils eine halbe Stunde auf Persisch und Englisch. Der Moderator übersetzt immer gleichzeitig ins Deutsche.

Was sich recht kompliziert anhört, funktioniert für Zuschauer und die Journalisten gut, weil kein Anspruch auf Perfektion erhoben wird, erklärt Schayani. "Wir haben nicht den Duden- oder Brockhaus-Standard, aber es ist genau so gewollt. Wir wollen den Leuten zeigen, dass man in beiden Welten leben kann. Es findet keine Abschottung statt, und die Menschen haben beide Sprachen im Ohr."

Information, Kochshow und Fußball

Mehr als 60.000 Likes hat die Facebook-Seite von "WDRforyou" derzeit, einige Beiträge erreichen laut Schayani bis zu eine halbe Million User. Geteilt wird auf Facebook alles, was auch auf dem Portal "WDRforyou" zu finden ist: Reportagen, Nachrichten, Unterhaltung sowie praktische Informationen, wie man einen Führerschein in Deutschland macht oder ein Konto eröffnet.

Fragestunden, die auf Facebook gestreamt und live kommentiert werden können, landen später auch auf dem Portal, ebenso die neue Kochshow mit einem ehemaligen syrischen Fernsehkoch. Auf dem Onlineportal finden sich auch bestehende WDR-Inhalte wie etwa Beiträge von "Funkhaus Europa" und "Refugee Radio", "Planet Wissen" und der "Sendung mit der Maus" auf Arabisch. Außerdem werden Drittliga-Fußballspiele, Länderspiele und DFB-Pokal live gestreamt und auf Arabisch kommentiert.

Kritik auch von Flüchtlingen

Schayanis Team besteht aus drei angestellten Redakteuren und fünf weiteren Mitarbeitern. Einige sind selbst Flüchtlinge, andere leben seit Jahrzehnten in Deutschland. So gelinge es, das Angebot des Portals optimal an die Bedürfnisse von Flüchtlingen in Deutschland anzupassen, es aber auch für Deutsche interessant zu machen, sagt Schayani.

Kritik gebe es allerdings auch: Deutsche Seher beschweren sich manchmal darüber, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender Inhalte auf Arabisch produziert. Negatives Feedback gibt es laut der Programmleiterin auch von Flüchtlingen – und zwar dann, "wenn wir nicht auf Augenhöhe kommunizieren und sich die Menschen bevormundet und belehrt fühlen". (Olivera Stajić, 29.4.2016)