4000 zahnärztliche Ordinationen bilden jährlich mehr als 1000 Assistenten aus – fast ausschließlich Frauen. Um das Modell der Lehre wird gerungen.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Zwischen Zahnärzten und der Gewerkschaft liegen die Nerven blank. Grund ist die Lehrausbildung für Zahnarztassistenten. 1.300 lernen in Österreich jährlich das sensible Handwerk rund um Zahntechnik und Mundhygiene. Es sind fast ausschließlich junge Frauen. Geht es nach dem Willen der Arbeitgebervertreter, gelten in Zukunft alle unter ihnen vor dem Gesetz als Angestellte, und das bereits im Zuge der Ausbildung. Was Gewerkschaftern sauer aufstößt.

Denn mit dem Status als normale Angestellte gehen Assistenten Qualitätskriterien und Schutzbestimmungen verloren, die ihnen zugutekommen könnten. Dann, nämlich, wenn sie für den Job im Rahmen eines Lehrberufs ausgebildet werden, der den Regeln des Kollektivvertrags untersteht. Zur Erklärung: Seit 2009 läuft der Pilotversuch einer entsprechenden Lehrausbildung. Einmal wurde er verlängert – sofern er nicht ins Regellehrwesen aufgenommen wird, läuft er jedoch 2020 aus.

Boykottvorwürfe

Wolfgang Katzian, Vorsitzender der GPA-djp, sieht die Zahnärztekammer den Lehrberuf boykottieren: Sie mache ihn schlecht, indem sie ihn bei ihren Mitgliedern nicht bewerbe. Was völlig unverständlich sei, weil Österreich bei der dualen Ausbildung international als Vorbild gehandelt werde.

Nur 150 Assistenten in Ausbildung stehen derzeit in einem echten Lehrverhältnis, rechnet Barbara Kasper, Bundesjugendsekretärin der GPA-djp, vor. Anders als Kollegen, die nach dem Zahnärztegesetz angelernt werden, genießen sie strengere Kündigungsbestimmungen. Kasper sieht auch unabhängig davon die Vorteile einer Lehre überwiegen: Berufsschulen böten breitere Bildung an, die Jugendlichen auch für andere kaufmännische Jobs dienten. Lehre mit Matura sei möglich. Ausbildner müssten Prüfungen ablegen und würden kontrolliert. "Bei der Evaluierung hat sich der Großteil der Zahnärzte für das Modell des Lehrberufs ausgesprochen."

Konter der Ärzte

Für Kammeramtsdirektor Jörg Krainhöfner stellt sich die Sachlage ganz anders dar. "Jährlich wählen nur 30, 40 Mädels den Lehrberuf. Sie haben sich mit den Füßen dagegen entschieden. Es hat keinen Sinn, Infrastruktur aufrechtzuerhalten, die keiner nutzt."

Der stärkere Kündigungsschutz möge mit hineinspielen, räumt er ein, vielmehr jedoch sei mit dem Lehrberuf für Ärzte ein Mehraufwand an Bürokratie verbunden.

Wer das Kräftemessen gewinnt, wird sich in Kürze weisen. Am Donnerstag tagt der Berufsausbildungsbeirat. Das letzte Wort hat das Wirtschaftsministerium. (Verena Kainrath, 27.4.2016)