In einem haben die Kritiker der geplanten Abschaffung des 500-Euro-Scheins durch die Europäische Zentralbank recht: Das Verschwinden der lila Banknote wird weder Drogenhandel noch Geldwäsche oder Steuerhinterziehung beenden. Gesetzesbrecher werden neue Wege finden, um ihre Zahlungen abzuwickeln.

Aber das ändert nichts daran, dass man es Kriminellen nicht allzu leicht machen muss, indem man eine Banknote im Umlauf hat, die für Alltagsgeschäfte einfach zu groß ist – und daher leicht missbraucht werden kann. Fast jeder, der heute einen 500-Euro-Schein verwendet, tut das, um etwas schwarz zu bezahlen oder aus einem anderen Grund unentdeckt zu bleiben. Und das ist meist illegal.

Ein weiteres Motiv, warum gerade Deutsche und Österreicher am 500-Euro-Schein hängen, ist das Misstrauen gegenüber bargeldlosem Zahlen und den Banken generell. Viele fühlen sich sicherer dabei, ihre Ersparnisse unter der Matratze zu verstauen. Doch auch das fördert Kriminalität, denn nirgendwo ist Geld gefährdeter als im eigenen Haus.

Deshalb tut die Zentralbank gut daran, den großen Geldschein allmählich aus dem Verkehr zu ziehen. Indem sie sich dabei Zeit lässt, hält sie auch die Kosten niedrig. Wenn 500er nicht mehr gedruckt werden, wird es sie in Zukunft einfach seltener geben. Stattdessen wird die Nachfrage nach Hundertern steigen. Das löst zwar noch kein Problem, gibt allerdings auch keinen Anlass zur Empörung. (Eric Frey, 27.4.2016)