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Es muss sich ein wenig so anfühlen, als würde man als Erster Offizier auf die Titanic geschickt. Und die erste Frage, die einem entgegenknallt, lautet: "Wie dreht man eigentlich am geschicktesten vor so einem Eisberg ab?" Alle sind in Panik. Man selbst spielt aber auf cool, setzt ein mildes Lächeln auf und sagt: "Am besten wendet man ab und fährt gleich danach direkt darauf zu." Die Merkel-Seehofer-Linie.

Im ZiB 2-Studio gab sich der neue Innenminister Wolfgang Sobotka redlich Mühe, den Zickzackkurs als Rettungsakt verkaufen zu können. Selbst das hartnäckige Nachfragen von Lou Lorenz-Dittlbacher (EU = Festung? Notstand gilt ab wann genau?) parierte der Hobbydirigent damit, dass er sich sprachgewandt aus der Affäre zog. Da ein Tusch gegen Sozialabstieg, dort ein rasches Crescendo für geschlossene EU-Anstrengungen und professionelleres Auftreten.

Sobotka hat das "härteste Amt im Land", anders als seine Vorgängerin, bereits rhetorisch im Griff. Besonders blumig: Das Wahlergebnis am Sonntag war kein Warnschuss, sondern ein Treffer – und der mache betroffen. Ob die Verquickung von Ideen diverser Lager gegen den Wundbrand hilft? Die Versöhnung widersprüchlicher Ansätze ist schon bei gutem Außenauftritt schwer vermittelbar.

Am Revers trug Sobotka, ganz Diener seines Amts, einen BMI-Anstecker. Hilft das Gesinnungsmarkerl bei der Orientierung? Khols "Keep khol"-Button war als Kontrast zum Träger ja eher zum Schmunzeln. Hofer hatte die Kornblume, Erkennungszeichen der Nationalsozialisten in den 1930ern, zur Angelobung als Nationalratspräsident getragen. Sein Fewa-Wolle-Kurs lässt solchen Radical Chic nun nicht mehr zu. (Dominik Kamalzadeh, 25.4.2016)